Stockholm in der Kritik – Ankara wegen kopfüber aufgehängter Erdoğan-Puppe empört

Eine im Wind baumelnde Erdogan-Puppe hing eine Zeit lang vor dem Stockholmer Rathaus. Das verschärft die Spannungen zwischen der Türkei und Schweden. Unter anderem darf der schwedische Parlamentspräsident kommende Woche nicht nach Ankara reisen.

Mehrere Anhänger sind am Mittwoch zu einer Kundgebung zur Unterstützung der in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in Stockholm zusammengekommen. Bei derselben Protestaktion soll unter anderem eine Erdoğan-Puppe vor dem Stockholmer Rathaus aufgehängt worden sein. Videos in den sozialen Medien zeigen eine dem türkischen Präsidenten ähnelnde Puppe, die an den Füßen aufgehängt ist und im Wind baumelt. 

Ankara verurteilte die Aktion scharf. Die türkische Regierung bestellte den schwedischen Botschafter in Ankara ein. "Die PKK und YPG legen Schweden Minen auf den Weg zur NATO-Mitgliedschaft. Es liegt nun an Schweden, ob es diese Minen räumt oder wissentlich darauf tritt", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu am Donnerstagabend.

Zudem sagte Ankara den Besuch des schwedischen Parlamentspräsidenten in der Türkei ab. Andreas Norlén hätte kommende Woche zu einem Besuch in Ankara eintreffen sollen. 

Ibrahim Kalın, der Sprecher des türkischen Präsidenten, verurteilte die Aktion und forderte Stockholm auf, Maßnahmen zu ergreifen, um solche Vorfälle zu verhindern. Auf Twitter schrieb er: "Wir verurteilen auf das Schärfste die abscheuliche Tat gegen unseren Präsidenten in der schwedischen Hauptstadt Stockholm." Er fügte hinzu, die Aufnahme Schwedens in die NATO könne nicht vorangetrieben werden, "solange die Aktivitäten der terroristischen Organisationen nicht unterbunden werden".

Schwedens Außenminister Tobias Billström distanzierte sich von der Tat. Er schrieb am Donnerstag auf Twitter: "Die Darstellung eines hingerichteten gewählten Präsidenten vor dem Rathaus ist bedauerlich." Die schwedische Regierung schütze eine offene Debatte über politische Entscheidungen, weise Drohungen und Hass gegen politische Vertreter aber entschieden zurück.

Vergangenes Jahr hatten Schweden und Finnland einen NATO-Beitritt beschlossen. Ankara hat beiden Ländern eine Reihe von Bedingungen auferlegt, darunter die Auslieferung mehrerer Terrorismusverdächtiger. Im Dezember beschwerten sich türkische Behörden, dass ihre Bedingungen nicht erfüllt würden. Finnische Behörden gehen davon aus, dass das Land dem Bündnis bis Juli 2023 beitreten wird.

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