Überlastete, defekte US-Haubitzen werden für das Pentagon und die ukrainische Armee zum Problem

Die US-Armee muss laut US-Medienangaben auf polnischem Gebiet eine Reparaturbasis einrichten, das von einem in Stuttgart stationierten US-Europakommando beaufsichtigt wird. Ein Drittel des beanspruchten, aus den USA gelieferten Waffensystems sei aufgrund von Verschleiß und Beschädigung nicht mehr einsatzfähig.

Die einflussreiche überregionale US-Tageszeitung New York Times (NYT) berichtet in einem Artikel vom 25. November über Aussagen von US-Verteidigungsbeamten des Pentagon und "anderen Personen, die mit den Verteidigungsbedürfnissen der Ukraine vertraut sind", dass rund ein Drittel "der rund 350 Haubitzen aus westlicher Produktion, die Kiew gespendet wurden" nicht mehr in Kriegshandlungen zum Einsatz kommen.

So sollen die Waffen durch zu lange Überbeanspruchung ausbrennen oder durch Kampfhandlungen so beschädigt sein, dass sie vor Ort nicht mehr repariert werden können. Demnach sei es mittlerweile zu "einer Priorität für das Europäische Kommando des Pentagon" geworden, eine dementsprechende Reparaturwerkstatt in Polen aufzubauen und einzurichten, da der dringend benötigte "Austausch eines Haubitzenrohrs, das bis zu 20 Fuß lang und Tausende von Pfund schwer sein kann", die Möglichkeiten der Soldaten vor Ort überfordert. Weiter heißt es im Artikel der NYT:

"Der Zustand der ukrainischen Waffen ist unter den US-Militärs, die es ablehnten, Einzelheiten des Programms zu erörtern, eine streng geheime Angelegenheit."

Die genannte Situation soll jedoch schon "seit Monaten" existieren. Leutnant Daniel Day, ein Sprecher des U.S. European Command – eines von elf weltweit agierenden Militärkommandos der Vereinigten Staaten –, sagte laut einer in der NYT zitierten Erklärung:

"Bei jeder Fähigkeit, die wir der Ukraine zur Verfügung stellen, und bei denen, die unsere Verbündeten und Partner bereitstellen, arbeiten wir daran, sicherzustellen, dass sie über die richtigen Wartungspakete verfügen, um diese Fähigkeiten im Laufe der Zeit zu unterstützen."

Aus deutscher Sicht sehr interessant ist dabei folgende Erwähnung im NYT-Artikel:

"Die Arbeiten an den Haubitzen werden vom US-Europakommando in Stuttgart beaufsichtigt, könnten aber bald unter ein neues Kommando fallen, das sich auf die Ausbildung und Ausrüstung ukrainischer Truppen konzentrieren wird."

Dazu hieß es am 14. Oktober in einer Mitteilung des ZDF:

"Bundeswehr bildet rund 5.000 Soldaten aus – Um das Risiko zu minimieren, dass Russland die Ausbildungsmission angreift, wird die Ausbildung nicht in der Ukraine, sondern in Ländern wie Polen und Deutschland organisiert. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht hatte am Donnerstag am Rande eines Treffens der NATO in Brüssel gesagt, Deutschland werde einen signifikanten Beitrag zu der Mission leisten."

Laut Informationen der NYT hat das Pentagon "142 Haubitzen des Typs M777 an die Ukraine geliefert, genug, um etwa acht Bataillone auszurüsten", wie eine "jüngste Aufstellung der US-Militärhilfe für die Ukraine" belegen soll. Zusätzlich erhielt die ukrainische Armee "Hunderttausende Schuss 155-Millimeter-Munition" für den Einsatz der Waffen.

Durch die Nutzung von 155-Millimeter-Granaten auch aus Lieferungen anderer unterstützender Länder habe sich dabei jedoch gezeigt, dass "einige dieser Granaten und Treibladungen nicht für den Einsatz in den Haubitzen getestet worden" waren. Ukrainische Soldaten hätten daraufhin "im Kampf festgestellt, dass einige von ihnen die Haubitzenrohre schneller verschleißen", so Angaben von US-Militärbeamten im NYT-Artikel.

Ukrainische Verantwortliche hätten nun laut NYT erklärt, dass sie die Wartungsstellen auf polnischen Boden "gerne näher an die Frontlinie verlegen würden, damit die Geschütze schneller wieder in den Kampfeinsatz gebracht werden können", so die Aussage von US-Beamten. Rob Lee, Militäranalyst am Foreign Policy Research Institute, wird mit den Worten zitiert:

"Es ist nicht überraschend, dass es Probleme mit der Wartung dieser Waffen gibt. Die ukrainischen Soldaten haben kein vollständiges Trainingspaket für sie erhalten und wurden dann in den Kampf geworfen, sodass es zu einem hohen Verschleiß kommen musste."

Am Freitag dieser Woche betonte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg auf einer Pressekonferenz, dass "die Allianz keine Arbeiten innerhalb der Ukraine durchgeführt" habe. Dies beweise, "dass sie nicht an den Feindseligkeiten beteiligt" sei. Im Oktober erklärte der russische Außenminister Sergei Lawrow demgegenüber, dass "die westliche Militärhilfe für die Ukraine" das Land zu einem Teilnehmer an dem Konflikt mache.

Nach Angaben des Pentagon hatten die USA bis zum 23. November "142 155-Millimeter-Haubitzen und bis zu 924.000 Artilleriegeschosse" für diese Geschütze bereitgestellt. Die US-Hilfe umfasste auch 36 105-Millimeter-Haubitzen und 180.000 Artilleriegeschosse. Moskau hat wiederholt erklärt, dass westliche Waffenlieferungen den Konflikt nur verlängern.

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