Medien: Kiew appelliert an USA und EU-Länder um Hilfe bei Wiederherstellung der Energieversorgung

Laut der Zeitung "Politico" wandten sich ukrainische Behörden an die USA und einige EU-Länder, um nach den russischen Raketenangriffen Hilfe bei der Wiederherstellung der Energieversorgung des Landes zu erhalten. Kiew habe dafür nicht genügend Ersatzteile.

Kiew hat die westlichen Länder davor gewarnt, dass die Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur in den kommenden Tagen zunehmen werden und um Hilfe bei der Reparatur der Infrastruktur und der Vorbereitung auf einen längeren Zeitraum mit eingeschränkter Energieversorgung gebeten, berichtet die Zeitung Politico unter Berufung auf zwei Quellen aus dem US-Kongress und einen westlichen Beamten, der mit Berichten eines US-Geheimdienstes vertraut ist.

Die Ukraine brauche Generatoren, Rohre und Ventile, um ihre Energieinfrastruktur zu reparieren. Kiew versuche, die beschädigten Einrichtungen zu reparieren, dies könnte aber nahezu unmöglich werden, wenn die Angriffe anhalten, so ein hoher US-Beamter.

Ein möglicher längerer Stromausfall würde die Kampfhandlungen erschweren und könnte die Bevölkerung vertreiben, erklärten ukrainische Regierungsvertreter. Ein solches Szenario könnte sowohl die Nahrungsmittelproduktion als auch den zur Unterstützung militärischer Operationen erforderlichen Verkehr zum Erliegen bringen. Wie die ukrainische Regierung mitteilte, haben bereits mehrere Ukrainer das Land verlassen, da sie eine Verschlechterung der Stromversorgung befürchten.

Gleichzeitig schlugen laut der Zeitung hochrangige Republikaner im US-Kongress, die möglicherweise das US-Repräsentantenhaus kontrollieren werden, vor, die Hilfe für die Ukraine zu überdenken, die Lieferung von Militärhilfen fortzusetzen, aber die Wirtschaftshilfen zu kürzen. Solche Äußerungen beunruhigten die US-Demokraten, die der Meinung seien, dass die Ukraine ohne wirtschaftliche Unterstützung aus anderen Ländern nicht in der Lage sein werde, ihren Energiesektor wieder aufzubauen.

Seit dem 10. Oktober führt Russland massive Angriffe auf Energieanlagen der Ukraine durch. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums wurden die Angriffe mit "hochpräzisen Langstreckenwaffen" durchgeführt und richteten sich gegen ukrainische militärische Führungs-, Kommunikations- und Energieeinrichtungen. Vorausgegangen war ein Sprengstoffattentat auf die Krim-Brücke, das nach Angaben Moskaus von ukrainischen Sonderdiensten durchgeführt wurde. Kiew bestritt jegliche Beteiligung an dem Vorfall.

Laut Angaben des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij waren bis Anfang November etwa 40 Prozent der Energieinfrastruktur des Landes beschädigt worden. In den Regionen gebe es regelmäßig Luftschutzalarm, Berichte über Explosionen und Stromausfälle. In einigen Gebieten komme es zu Notabschaltungen.

Der Beschuss am 15. November war nach Angaben des ukrainischen Energieministeriums der stärkste seit Beginn der Feindseligkeiten in der Ukraine. Nach Angaben der ukrainischen Behörden waren nach den Angriffen mehr als sieben Millionen Haushalte ohne Strom.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko behauptete, es habe drei Angriffe auf Wohngebäude in der Stadt gegeben. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums wurden alle Zerstörungen in Kiew durch herabfallende ukrainische Raketen verursacht. Igor Konaschenkow, der Sprecher des Ministeriums, erklärte:

"Es wurde kein einziger Raketenangriff auf Ziele in der Stadt Kiew durchgeführt. Alle Zerstörungen, die das Kiewer Regime in Wohngebieten der ukrainischen Hauptstadt anrichtet, sind eine direkte Folge des Absturzes und der Selbstzerstörung von Flugabwehrraketen, die von ukrainischen Truppen aus den in der Stadt stationierten ukrainischen und ausländischen Luftabwehrsystemen abgefeuert wurden."

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