Europas Gasversorgungs- und Kostenkrise sei eigentlich "langfristig betrachtet etwas Gutes", sagte Microsoft-Mitbegründer Bill Gates am Dienstag gegenüber dem US-Sender CNBC. Er erläuterte, dass sie den Kontinent letztlich dazu zwingen werde, erneuerbare Energien zu nutzen, und fügte hinzu, dass "die Menschen nicht von russischem Erdgas abhängig sein wollen".
Gates räumte ein, dass die Öffentlichkeit "ein wenig optimistisch war, wie schnell der Übergang [zu erneuerbaren Energien] vollzogen werden könnte" und räumte ein, dass "nicht-russische Kohlenwasserstoffquellen" gefunden werden müssten.
Am selben Tag veröffentlichte der Gründer des auf Klimafragen spezialisierten Risikokapitalfonds "Breakthrough Energy Ventures" in seinem Blog einen Aufsatz mit dem Titel "Stand der Energiewende". In Bezug auf die globalen Treibhausgasemissionen merkte Gates an, dass das endgültige Ziel, "von 51 Milliarden Tonnen pro Jahr auf Null" zu kommen, "in den nächsten drei Jahrzehnten" erreicht werden sollte.
Der Milliardär betonte, dass es nicht richtig wäre, "das ganze Geld aus den [fossilen] Sektoren abzuziehen", denn "so kommen die Menschen heute zur Arbeit, so verhindern sie, dass sie im Winter erfrieren". Allerdings könne man nicht darauf vertrauen, dass sich die Märkte von allein auf erneuerbare Energien umstellen würden – man brauche einen "Plan", der den "Prozess beschleunigt".
Bei der Beschreibung seines Plans sagte er, dass neue Technologien zur Erzeugung sauberer Energie erfunden und auf eine "faire" Art und Weise verbreitet werden sollten, ohne die Entwicklungsländer im Stich zu lassen. Es wird notwendig sein, die Menschen bei der Anpassung an die neuen Umstände zu unterstützen, indem man Industrien wie die "Kulturpflanzenforschung" finanziert, in die Gates und sein Risikokapitalfonds investiert haben.
Die EU hat sich kürzlich darauf geeinigt, die Gasnachfrage in diesem Winter um 15 Prozent zu senken, "um sich auf eventuelle Unterbrechungen der Gaslieferungen aus Russland vorzubereiten".
Anfang diesen Monats hat die Bundesnetzagentur jedoch bekannt gegeben, dass in der Bundesrepublik im September 14,5 Prozent mehr Gas verbraucht wurde als im Fünfjahresdurchschnitt. Die Regulierungsbehörde warnte zugleich davor, dass eine Verknappung unvermeidlich sei, wenn die Verbraucher ihren Gaskonsum nicht einschränken.
Eine nun am Donnerstag in Berlin veröffentlichte Energiestudie von 30 Forschern macht derweil deutlich, dass die Menschen in Deutschland ihren Verbrauch von Gas künftig um 30 Prozent reduzieren müssten. Vor allem bei privaten Gaskunden verzeichnet die Studie demnach bislang noch keine umfassende Einsparung des Gasverbrauchs.
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