Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien Ramsan Kadyrow hat seine Unzufriedenheit über den überraschenden Abzug russischer Truppen aus Teilen der ukrainischen Region Charkow am vergangenen Wochenende zum Ausdruck gebracht. Kadyrow versprach, die Situation mit den Spitzen in Moskau zu erörtern, sollte es keine Änderungen an der strategischen Ausrichtung im anhaltenden Konflikt geben.
In den vergangenen Tagen hat sich das russische Militär nach einer von Kiew gestarteten massiven Offensive aus mehreren Orten in der Region zurückgezogen. Die russische Führung habe "einige Fehler" gemacht, sagte Kadyrow. Er äußerte die Hoffnung, dass man die notwendigen Schlussfolgerungen daraus ziehen werde.
"Das Verteidigungsministerium hat die Situation erklärt, weshalb man die Städte Isjum, Kupjansk und Balakleja im Gebiet Charkow verlassen hat. Es war eine unausweichliche Maßnahme aufgrund der Strategie, die Verluste von Menschenleben zu vermeiden", sagte Kadyrow in einer Audio-Ansprache auf seinem Telegram-Kanal.
Weiter versprach das Oberhaupt Tschetscheniens, "alle diese Städte zurückzuerobern". Er fügte kryptisch hinzu, dass "unsere Leute – Leute, die speziell für eine solche Aufgabe ausgebildet wurden – bereits vor Ort sind". Zudem verkündete er, dass man in naher Zukunft die südwestlich gelegene Hafenstadt Odessa erreichen werde. Konkrete Ergebnisse seien zu erwarten.
Gleichzeitig forderte Kadyrow von Moskau Anpassungen in der laufenden Militäroperation:
"Wenn heute oder morgen keine Änderungen in der Strategie vorgenommen werden, bin ich gezwungen, mit der Spitze des Verteidigungsministeriums und der Führung des Landes zu sprechen, um ihnen die tatsächliche Situation vor Ort zu erklären. Es ist eine sehr interessante Situation. Sogar eine erstaunliche, würde ich sagen."
Der Abzug der russischen Truppen aus der Region Charkow wurde von der Kiewer Führung als großer Erfolg für das ukrainische Militär gefeiert. "Seit Anfang September bis heute wurden im Rahmen aktiver Operationen bereits etwa 2.000 Quadratkilometer unseres Territoriums befreit", sagte Präsident Selenskij am späten Samstagabend in einer Videoansprache.
Unerwähnt ließ er, dass die Offensive zwischen dem 6. und 10. September unter ukrainischen Soldaten rund 12.000 Opfer gefordert hat. Rund 4.000 ukrainische Soldaten kamen ums Leben, nachdem sie bei ihrem Vorstoß mit einer Artilleriebarrage und Luftschlägen der russischen Streitkräfte eingedeckt wurden. Unterdessen greifen die russischen Streitkräfte nach Angaben des Verteidigungsministeriums bereits Stellungen der ukrainischen Truppen im Gebiet Charkow an. Luftlandetruppen, Raketen und Artillerie kommen hierbei zu Einsatz, teilte das Ministerium in den sozialen Medien mit.
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