Gebiet Cherson: Übergelaufener Ex-Abgeordneter Kowaljow ermordet

Unbekannte haben den ehemaligen ukrainischen Parlamentsabgeordneten Alexei Kowaljow in seinem Haus im Gebiet Cherson getötet. Auch seine Freundin soll dem Anschlag zum Opfer gefallen sein. Der 33-Jährige hatte dieses Jahr beschlossen, für die russische Verwaltung zu arbeiten.

Die ersten Berichte über Kowaljows Ermordung tauchten am Wochenende auf. Am Montagabend bestätigte das russische Ermittlungskomitee diese Informationen: "Vorläufigen Berichten zufolge ist der stellvertretende Leiter der militärisch-zivilen Verwaltung des Gebiets Cherson für Landwirtschaft, Alexej Kowaljow, an den Folgen einer Schussverletzung gestorben". Demnach sei der Anschlag am 28. August in seinem Haus verübt worden. Opfer des Angriffs soll außerdem eine Frau sein, die mit dem Verstorbenen zusammenlebte. Die Behörde habe Untersuchungen eingeleitet und eine Fahndung nach den Tätern begonnen, hieß es in der Mitteilung.

Nach Angaben des Telegramkanals Baza ereignete sich der Angriff am Sonntag gegen 15 Uhr Lokalzeit. Unbekannte sollen in sein Haus in der Stadt Golaja Pristan eingedrungen sein und Kowaljow durch einen Kopfschuss und dessen Freundin durch einen Stich in den Hals getötet haben. 

Der Agrarunternehmer wurde im Sommer 2019 in die Werchowna Rada gewählt. Nach Beginn der Militäroperation im Februar 2022 erklärte er sich bereit, mit den neuen prorussischen Behörden zusammenzuarbeiten. 

Im April dieses Jahres wurde Kowaljow aus der Präsidentenpartei "Diener des Volkes" ausgeschlossen. Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft leitete gegen ihn ein Verfahren wegen Zusammenarbeit mit Moskau ein und setzte ihn auf die Fahndungsliste. Den Ermittlungen zufolge lieferten die von Kowaljow kontrollierten Unternehmen Waren auf die Krim. Außerdem importierten diese Unternehmen Treib- und Schmierstoffe von der Krim in die Region Cherson.

Unter anderem teilte der Politiker auf Facebook mit, dass er an einem Treffen mit dem Vize-Leiter der russischen Präsidialverwaltung, Sergei Kirijenko, und Landwirten des Gebietes Cherson teilgenommen habe. Der 33-Jährige schrieb, dass "eine vollständige Integration der Landwirte von Cherson in das Wirtschaftsmodell Russlands" geplant sei.

Am 22. Juni berichteten ukrainische Medien, dass sein Auto in die Luft gesprengt wurde. Eine Woche darauf veröffentlichte die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti ein Video, das Kowaljow in einem Krankenhaus zeigte. Er sagte, es sei ein "Sabotageakt" gegen ihn verübt worden, und beschuldigte die Spezialdienste der Ukraine.

In den vergangenen Wochen sind mehrere Ukrainer angegriffen worden, die sich in den Dienst der russischen Verwaltung gestellt hatten. Nach Angaben der ukrainischen Ermittlungsbehörden wurden seit dem 24. Februar mehr als 400 Verfahren wegen Hochverrats und Kollaboration eingeleitet.

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