Liz Truss fühlt sich "bereit", die Trident-Atomwaffen einzusetzen, erklärte die Spitzenkandidatin für den Parteivorsitz der Konservativen am Dienstag bei einer Wahlkampfveranstaltung im britischen Birmingham. Auf die Frage, wie sie sich fühlen würde, wenn eine solche Entscheidung getroffen werden müsste, sagte die Politikerin:
"Ich denke, es ist eine wichtige Aufgabe des Premierministers. Ich bin bereit, es zu tun."
Bei Trident handelt es sich um eine Klasse von ballistischen Interkontinentalraketen, die von U-Booten aus eingesetzt werden. Außer Großbritannien verfügen auch die USA über diese Waffen.
Die britische Außenministerin ging nicht näher darauf ein, welches Land denn das Vereinigte Königreich dazu bewegen könnte, Atomwaffen einzusetzen. Die Anwärterin auf den Posten des britischen Premierministers hat im internen Wahlkampf der Tories viele aggressive Äußerungen gemacht, die sich vor allem gegen Russland richteten. Truss ist auch eine glühende Unterstützerin der ukrainischen Interessen. Großbritannien zählt ohnehin zu den größten Waffenlieferanten der Ukraine. Die zugesagte militärische Unterstützung Londons für Kiew beläuft sich bereits auf 2,3 Milliarden Pfund – umgerechnet 2,7 Milliarden Euro.
Die 47-jährige Truss hat während des Wahlkampfes außerdem versprochen, die Militärausgaben ihres Landes bis zum Ende des Jahrzehnts um drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen.
Neben Liz Truss kämpft noch Rishi Sunak um den begehrten Tory-Vorsitz und somit zugleich um das Amt des Regierungschefs. Rund 180.000 Mitglieder der Konservativen Partei können in einer Stichwahl entscheiden. Ende Juli hatten sie Wahlzettel zugeschickt bekommen, mit denen sie bis Ende August per Briefwahl entweder für Truss oder Sunak stimmen können. Das endgültige Resultat soll am 5. September verkündet werden. Der Sieger soll dann auch anstelle von Boris Johnson in die Downing Street No. 10 einziehen.
Beide Kandidaten haben den russischen Präsidenten Wladimir Putin für die desolate Lage der britischen Wirtschaft verantwortlich gemacht, die von hoher Inflation, steigenden Gaspreisen und zunehmend unerschwinglichen Lebenshaltungskosten geplagt wird, was nach allgemeiner Einschätzung auf einseitige, von London und seinen Verbündeten auferlegte Sanktionen gegen Moskau zurückzuführen sei.
Truss und Sunak haben sich auch mit Putins geplanter Teilnahme am bevorstehenden G20-Gipfel in Indonesien auseinandergesetzt. Während Sunak dafür plädierte, den russischen Präsidenten ganz von der Veranstaltung auszuschließen, erklärte Truss wiederum, sie würde es vorziehen, ihn bei dem Gipfel persönlich zu konfrontieren.
Am Dienstag lag Truss laut einem Bericht des Online-Magazins Politico 26 Prozentpunkte vor ihrem Rivalen, dem ehemaligen Finanzminister.
Während Sunak einer der ersten war, die ihren Posten in Johnsons Kabinett verließen, gehört Truss zu der Handvoll hochrangiger Funktionäre, die sich trotz der sich häufenden Skandale weigerten, dies zu tun und das mit ihrer Loyalität begründeten.
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