Russland reagiert auf Selenskijs Behauptung, die Ukraine sei die einzige Erbin der Kiewer Rus

Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, kommentierte die Äußerungen des ukrainischen Präsidenten, sein Land sei "der einzige Erbe der Kiewer Rus". Insbesondere möge Wladimir Selenskij "nicht beleidigt sein", wenn ein Teil der heutigen Ukraine als Russland bezeichnet wird.

von Sergei Gussarow und Anastassia Beloussowa

In Russland gab es mehr als eine Reaktion auf die Behauptung des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij, die Ukraine sei "einzige legitime Erbin der Kiewer Rus". Die Pressesprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa forderte Selenskij ironisch auf, "nicht beleidigt zu sein", wenn ein Teil der Ukraine als 'Rus' bezeichnet wird.

"Fürst Wladimir, so soll es keine Beleidigung sein, dass ein Teil der Ukraine nun 'Rus' genannt wird. Du hast es selbst gesagt, Prachtkerl",

schrieb Sacharowa auf Telegram.

Zuvor hatte sich Selenskij in einer Videoansprache zum "Tag der ukrainischen Staatlichkeit" am 28. Juli über die historische Kontinuität der Kiewer Rus ausgelassen. Der Präsident erklärte, die Ukraine nehme ihren Anfang "vor mindestens 1.500 Jahren".

"Ab dem Moment, als Kij, Schtschek, Choriw und Lybed [Кий, Щек, Хорив и Лыбедь] die Hauptstadt der Ukraine gründeten, was von der UNO und der UNESCO offiziell anerkannt wurde, ist sie die einzige legitime Erbin der Kiewer Rus, der Errungenschaften und des Vermächtnisses unserer Herrscher",

sagte Selenskij. Es sei hier daran erinnert, dass dieser "Tag der ukrainischen Staatlichkeit" zum allerersten Mal gefeiert wird: Der Feiertag wurde auf Initiative von Selenskij im Jahr 2021 eingeführt. Vor einem Jahr ist Selenskij am selben Tag mit seiner Äußerung an die Öffentlichkeit getreten, in der er die Ukraine als Erbin der Kiewer Rus bezeichnete.

Unter anderem sei die ukrainische Hauptstadt der Ort gewesen, wie der ukrainische Präsident in seiner Ansprache zum Jahrestag der Taufe der Kiewer Rus sagte, an dem "die Geschichte des Christentums in Osteuropa begann", als nämlich der "Großfürst Wladimir von Kiew die Kiewer Rus als Ukraine taufte". In einem Kommentar zu den jüngsten Äußerungen Selenskijs stellte der Duma-Abgeordnete Oleg Morosow dem ukrainischen Staatsoberhaupt ein Armutszeugnis aus:

"Vom Standpunkt der Geschichtswissenschaft aus betrachtet, ist dies einfach eine unglaubliche Unwissenheit, die sogar für eine solch lächerliche Figur wie Selenskij beschämend wirkt. Das ist einfach nur peinlich. Dies sind Hausaufgaben eines Zweitklässlers, deren (jedem bekannte) Lösung ganz anders ist",

sagte der Abgeordnete in einem Gespräch mit einem RT-Korrespondenten. Nach Auffassung des Parlamentariers will Selenskij mit seinen Worten auch politische Probleme lösen, deretwegen er die Ukraine in ein bestimmtes Licht rücken muss:

"Er versucht den ukrainischen Staat als einen mit großer Geschichte darzustellen, als ein Land, das alleiniger Erbe einer großen Kultur ist. Was in Wirklichkeit nicht der Fall ist. Das Unglück der Ukraine ist ihr künstliches, widersinniges Erscheinungsbild auf der politischen Weltkarte. Leider ist es so gekommen",

sagte der Abgeordnete. Gemäß Morosow deckt sich Selenskijs Vorstellung von der Ukraine nicht mit der Realität.

"In der Praxis sehen die Menschen das Gegenteil. Sie sehen einen kollabierenden Staat, sie sehen eine kollabierende Wirtschaft. Alles ist lächerlich, alles ist erbärmlich an dieser Darstellung durch die armselige Witzfigur",

schloss der Abgeordnete. Eine Senatorin, das Mitglied des Ausschuss des Föderationsrates für Verfassungsgesetzgebung und Staatsaufbau Olga Kowitidi, bezeichnete den ukrainischen Präsidenten ihrerseits als Analphabeten.

"Selenskij ist eine Geisel der Mythen der sowjetischen Geschichtsschreibung, obwohl er einen Kurs der Dekommunisierung verfolgt. So zeigt Selenskij das Fehlen von Bildung",

sagte die Senatorin gegenüber RT.

"Selenskijs Ressourcen sind erschöpft"

Bereits früher hatte sich Maria Sacharowa dahingehend geäußert, dass die Figur Selenskij durch den Westen nun ausgespielt sei. Laut der Pressesprecherin des russischen Außenministeriums wird der ukrainische Staatschef von der Weltöffentlichkeit nicht mehr so wahrgenommen, wie es eigentlich geplant war: "Man hat sich (an ihm) satt gegessen."

"Das Image ist unabänderlich: Die Gestalt eines Paramilitärs kann nicht durch eine andere Gestalt ersetzt werden, ohne damit einen trügerischen Sieg errungen zu haben. Und ein neues Kommunikationsformat konnten sie auch nicht entwickeln",

schrieb Sacharowa auf Telegram. Ihren Worten zufolge sei "Selenskij (als Ressource des Westen) erschöpft", die westlichen Medien schenken stattdessen nun der Ehefrau des ukrainischen Staatschefs Jelena Selenskaja mehr Aufmerksamkeit.

"Haben Sie bemerkt, wie die westlichen Medien für Selenskijs Frau werben? Der Besuch in den USA, die Titelseiten von Zeitschriften, Fotoshootings in einem Bunker, sogar das Interview des ukrainischen Präsidenten findet jetzt vor dem Hintergrund seiner Frau statt",

schrieb Sacharowa und bemerkte, dass diese Neuschöpfung "auf der politischen Speisekarte nun 'Selenskij unter Jelena' heißt", Letzteres eine  Anspielung auf ein traditionelles russisches Gericht.

Übersetzt aus dem Russischen.

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