Menschen, die vor den Kämpfen im Osten und Süden der Ukraine geflohen sind, kehren nach und nach in ihre Heimat zurück, sowohl in die von der Kiewer Regierung kontrollierten Städte und Gebiete, als auch in Gebiete, die von russischen Truppen erobert worden sind, berichtete Euronews. Aussagen deuten darauf hin, dass die Rückkehrer die Risiken des Lebens in der angestammten Heimat der Ungewissheit einer dauerhaften Vertreibung vorziehen.
Zehntausende Ukrainer, die zu Beginn des Konflikts aus der Region Donezk evakuiert wurden, sollen seitdem zurückgekehrt sein, berichtete der russischsprachige Dienst von Euronews am Montag. Nach Angaben des Bürgermeisters von Pokrowsk sind bisher etwa 70 Prozent der Evakuierten in die Stadt zurückgekehrt, die auf einem von der Ukraine kontrollierten, aber von der Volksrepublik Donezk beanspruchten Gebiet liegt.
"Wir bekamen zu essen, es gab auch genug Nahrung, aber nur anfänglich. Dann wurde uns gesagt, wir müssten in ein Pflegeheim umsiedeln. Mein Sohn wollte das nicht", sagte Tamara Markova, 82, dem Nachrichtensender. Sie und ihr Sohn Nikolay verbrachten weniger als eine Woche in der Stadt Dnjepr, bevor sie zum Schluss kamen, dass sie es doch lieber zu Hause versuchen wollen, wieder neu anzufangen.
Karina Smulskaya, 18, die derzeit als Kellnerin arbeitet um ihre Familie zu unterstützen, sagte gegenüber Euronews: "Ich verstehe, dass es sehr riskant ist, in der Stadt zu leben. Aber wenn wir von hier weg gehen, wer wartet woanders auf uns? Wer braucht uns da? Wir müssen Geld verdienen!" Pokrowsk, früher bekannt als Krasnoarmeisk, liegt in der Nähe von Donezk und etwa 60 Kilometer von der Front entfernt.
Moskau bietet Bewohnern von Regionen die unter seiner Kontrolle stehen die russische Staatsbürgerschaft an. Die Regierung in Kiew hat daraufhin ein Gesetz vorgeschlagen, das Ukrainern, die eine russische Staatsbürgerschaft beantragen, bis zu 15 Jahre Gefängnis androht. Trotzdem entscheiden sich nicht wenige Menschen dafür, in die von Russland kontrollierten Gebiete wie Saporischschja zurückzukehren.
Laut einem anderen Bericht von Euronews passieren täglich bis zu 200 Autos den einzigen Kontrollpunkt der ukrainischen Armee im Süden von Saporischschja. Manche warten bis zu 10 Tage auf die Erlaubnis zur Überquerung. Ukrainische Truppen warnen sie vor möglichen Gefahren und inspizieren die Autos auf Waffen und mitgeführten Treibstoff, dann lässt man sie widerwillig passieren.
Nur wenige der Rückkehrer sind bereit, mit Journalisten zu sprechen, wählen ihre Worte sorgfältig und ziehen es meist vor, anonym zu bleiben. Einige sagen, dass sie wieder mit der Familie zusammenkommen und Arbeit suchen wollen und jemand fügte hinzu, dass Arbeitsplätze in den von der Ukraine kontrollierten Gebieten knapp sind. "Meine Mutter und meine Schwester leben drüben", sagte eine Person dem Sender. "Wenn einen die Anwesenheit der Russen nicht stört oder man sie nicht provoziert, kann man da mehr oder weniger normal leben."
Die Vereinten Nationen schätzen, dass etwa sieben Millionen Ukrainer aufgrund des Konflikts innerhalb des eigenen Landes vertrieben wurden.
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