Eine Reihe aktenkundiger britischer Pädophiler wurde aufgefordert, Polen unverzüglich zu verlassen, nachdem die britischen Behörden Wind davon bekommen hatten, dass diese dorthin gereist waren, um in die Nähe von ukrainischen Kindern in Flüchtlingslagern zu gelangen, teilte die Nationale Agentur für Kriminalität (NCA) am Donnerstag mit.
Die zehn Männer wurden von den polnischen Einwanderungsbehörden befragt, bevor sie zurück nach Großbritannien deportiert wurden, sagte NCA gegenüber der britischen Tageszeitung The Independent. Laut einem Sprecher der Agentur wären die Männer gesetzlich verpflichtet gewesen, ihre Vorstrafen für begangene pädophile Taten bei ihrer Einreise in Polen zu deklarieren, aber "wir mussten feststellen, dass sie dies offenbar nicht getan haben".
Berichten zufolge behaupteten die verurteilten Täter, sie wollten Flüchtlingen, die vor dem Konflikt in der Ukraine geflohen sind, "humanitäre Hilfe“ anbieten. Unter diesen Flüchtlingen befänden sich mindestens 5.000 unbegleitete Minderjährige, fuhr der Sprecher fort.
"Uns ist es wichtig, unseren Partnern bei den polnischen Behörden bewusst zu machen, dass diese verurteilten Kinderschänder aus offensichtlichen Gründen in ihr Gebiet eingereist sind“, sagte der Beamte der NCA. "Sicherzustellen, dass diese Minderjährigen in Sicherheit bleiben, ist für uns von absolut größter Bedeutung." Ob die Pädophilen vor ihrer Abschiebung bereits mit ukrainischen Kindern in Kontakt gekommen waren, ist noch unklar.
Neben den minderjährigen Flüchtlingen sind auch erwachsene Frauen, die aus der Ukraine fliehen konnten, von Zuhälterbanden bedroht. Die ukrainischen Behörden verhafteten Anfang des Monats den Anführer einer kriminellen Bande unter dem Verdacht, dass diese Gruppe ukrainische Frauen, die das Land verlassen wollten, Arbeit im Ausland angeboten habe, nur um sie dann in der Türkei zur Prostitution zu zwingen.
Das steigende Interesse an ukrainischen Prostituierten hat "einen starken Anreiz für Menschenhändler geschaffen, ukrainische Frauen in großem Umfang anzuwerben und auszubeuten", sagte Valiant Richey, Sonderbeauftragter der OSZE und Koordinator für die Bekämpfung von Menschenhandel, auf einer Konferenz in Irland im vergangenen Mai.
Auch in der Ukraine selbst ist Menschenhandel seit Langem ein Problem. Ein Bericht des US-Außenministeriums aus dem vergangenen Jahr stellte fest, dass die Behörden zwar erhebliche Anstrengungen unternommen haben, um gegen den Menschenhandel vorzugehen, das Land die Zahl der Opfer jedoch herunterspiele und korrupte Regierungsbeamte in einigen Fällen als Komplizen darin verwickelt waren. Kinder in staatlichen Waisenhäusern wurden in diesem Bericht als "als besonders gefährdet" bezeichnet. Betreuer dieser Einrichtungen wurden in einigen Fällen als "mitschuldig oder vorsätzlich fahrlässig am Handel mit Mädchen und Jungen unter ihrer Obhut" beschrieben.
Mehr zum Thema - "Vom Krieg inspiriert": Ukrainische Flüchtlinge fallen europäischer Sexindustrie zum Opfer