Nach über einem Jahrzehnt des Gelddruckens beendet die Europäische Zentralbank (EZB) zum 1. Juli ihre milliardenschweren Netto-Anleihenkäufe, wie die ARD berichtet. Zudem soll der Leitzins um 0,25 Prozent angehoben werden, womit der Wert im Euroraum erstmals seit dem Jahr 2011 wieder steigt. Dies beschloss der EZB-Rat bei seiner auswärtigen Sitzung in Amsterdam am Donnerstag. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte:
"Die Entscheidung wurde einstimmig gutgeheißen. [...] Wir hatten eine sehr produktive Diskussion."
Finanzexperten gehen davon aus, dass die EZB im September weitere Schritte in dieser Richtung unternehmen wird. Seit 2015 kauft die Notenbank öffentliche Anleihen und Unternehmenspapiere und pumpt damit riesige Geldsummen in das europäische Währungssystem, um die Wirtschaft in Krisenzeiten liquide zu halten und die Inflation anzutreiben.
Im Herbst 2021 gab die EZB eine Teuerungsrate von zwei Prozent als idealen Wert für die Wirtschaft an, der zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits deutlich über den Werten der beiden Jahrzehnte zuvor lag. Die ungewöhnlich hohe Inflation infolge der Corona-Pandemie bezeichnete EZB-Präsidentin Lagarde als ein nur vorübergehendes Phänomen – womit sie deutlich daneben lag.
Befeuert durch die von der EZB enorm erhöhte Geldmenge, die Corona-Maßnahmen, insbesondere die Lockdowns sowie die antirussischen Sanktionen, stieg die Inflation im Euroraum zuletzt auf den Rekordwert von 8,1 Prozent. Sie lag damit rund viermal so hoch wie der angestrebte Richtwert. Der ohnehin seit Jahresbeginn angeschlagene deutsche Leitindex Dax reagierte sofort – die Anleger zogen sich aus den Wertpapieren zurück. Am Abend verzeichnete er ein Minus von 1,71 Prozent und schloss bei 14.198,80 Punkten.
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