EZB-Chefin Lagarde: Wegen Ukraine-Krieg nur kurzfristig trübe Konjunktur und höhere Inflation

EZB-Chefin Christine Lagarde sieht nur kurzfristig Probleme für das Finanz- und Wirtschaftssystem in der EU – auch trotz des Krieges in der Ukraine. Spannend bleibt die Frage, wann die längst überfällige Zinswende von Frankfurt aus eingeleitet wird.

Entwarnung von der EZB? Trotz Finanz-, Corona- und Ukraine-Krise wird es in der EU keine Stagflation geben. Das sagte zumindest EZB-Chefin Christine Lagarde am Mittwoch in Nikosia, wie das Handelsblatt mitteilt. Weder eine nachhaltige Rezession noch eine immer höhere Inflation zeichneten sich ab, meint die 66-jährige Französin.

Sie räumte zwar ein, dass es Inflationstreiber wie Energie- und Nahrungsmittelkosten gebe, doch könne man nicht annehmen, dass diese sich weiter "höher und höher" bewegten. Eine Begründung für die Aussage gab es allerdings nicht, zumal Lagarde darauf hinwies, dass der Krieg in der Ukraine grundsätzlich für einen Vertrauensverlust unter Anlegern, Sparern und Verbrauchern führe und die Gesamtsituation den Konjunkturausblick verschlechtere. Lagarde weiter:

"Wir werden auf kurze Sicht mit höherer Inflation und niedrigerem Wachstum konfrontiert sein."

Sie führte weiter aus: Je länger der Krieg andauere, umso massiver würden die wirtschaftlichen Folgekosten ansteigen. So steige auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein noch größeres Risiko für die Wirtschaft eintrete. Die Verbraucherstimmung habe sich bereits eingetrübt, räumte Lagarde ein und verwies auf Daten der EU-Kommission. Im März ist die Stimmung in der Wirtschaft der Euro-Zone infolge des Ukraine-Krieges eingebrochen, am stärksten bei Verbrauchern, in der Industrie und im Einzelhandel.

Gegensteuern will die EZB erst im dritten Quartal mit dem Ende der milliardenschweren Anleihenkäufe, falls dies die Inflationsaussichten erlauben. Der nächste Schritt könnte dann eine Zinserhöhung sein, welche laut Lagarde "einige Zeit" nach dem Ende der letzten Anleihen-Zukäufe vollzogen werden soll.

Die EZB könnte aus Sicht des slowakischen Notenbankchefs Peter Kazimir gegen Ende des Jahres eine Zinswende durchführen, aber nur wenn es zu keiner weiteren Eskalation des Krieges kommt.

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