Selenskij: "Sehr glücklich", dass Johnson Misstrauensvotum überstanden hat

Erleichterung machte sich am Montagabend nicht nur in London, sondern auch in Kiew breit: Wie der britische Premier zeigte sich auch der ukrainische Präsident erleichtert. Wladimir Selenskij und seine Berater freuten sich überschwänglich über das Abstimmungsergebnis.

Wie der Guardian berichtet, hat sich der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij "sehr glücklich" über die Tatsache gezeigt, dass Boris Johnson das Misstrauensvotum überstanden hatte. Das Beraterteam um Selenskij feierte Johnsons Ergebnis beinahe überschwänglich und dankte dem britischen Premier dafür, dass er dazu beigetragen habe, "die freie Welt vor einer barbarischen Invasion" zu schützen, wie der ukrainische Präsidentenberater Michail Podoljak auf Twitter behauptete.

"Sehr wichtiger Verbündeter"

So nannte Selenskij Johnsons knappen Sieg am Montagabend eine "großartige Nachricht", während er per Video zu einer Veranstaltung der Financial Times am Dienstag zugeschaltet war.

"Ich bin froh, dass wir einen sehr wichtigen Verbündeten nicht verloren haben. Das ist eine großartige Nachricht", meinte der ukrainische Präsident.

Johnson hatte noch vor der Abstimmung am Montag mit Selenskij gesprochen. Von der britischen Regierung war unterdessen bestätigt worden, dass sie eine ungenannte Zahl von M270-Raketenwerfern in die Ukraine liefern werde.

Kurz nach der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses erklärte der britische Bildungsminister Nadhim Zahawi, er wisse, was der ukrainische Präsident "heute Abend denken" werde. Er sagte in einem Fernsehinterview: "Selenskij wird in die Luft gehen, weil er weiß, dass sein großer Verbündeter Boris Johnson morgen früh Premierminister sein wird."

Johnson als Führer der Welt

Podoljak twitterte wenige Minuten nach Bekanntgabe des Ergebnisses um 23 Uhr Ortszeit in der Ukraine zustimmend:

"Führung ist immer eine schwere Last", schrieb Podoljak auf Englisch und lobte Johnson dafür, dass er einer der ersten gewesen sei, der die angebliche "Bedrohung durch [Russland] erkannt hatte und Selenskij beistand, um die freie Welt vor einer barbarischen Invasion zu schützen. Die Welt braucht solche Führer".

Dabei gehen offenbar nur wenige Beobachter davon aus, dass sich die britische Unterstützung für die Ukraine unter einem anderen konservativen Regierungschef wesentlich ändern würde. Allerdings haben Johnson und Selenskij, wie es heißt, ein gutes persönliches Verhältnis aufgebaut.

Johnson als Garant für Waffenlieferungen

Noch in der Nacht dankte Selenskij dem Premier dafür, dass er "unsere Bedürfnisse voll und ganz versteht" und "die Waffen bereitstellt, die wir so dringend brauchen, um das Leben unseres Volkes zu schützen".

Johnson ist bei der ukrainischen Führung äußerst beliebt – insbesondere deshalb, weil das Vereinigte Königreich etwa im Unterschied zu Deutschland als schneller Waffenlieferant gilt, der bereits im Januar, einen Monat vor dem Beginn der Militäroperation Russlands, mit der Lieferung hunderter Panzerabwehrwaffen begonnen hatte.

Kira Rudik, eine Abgeordnete, die der prowestlich-liberalen Partei Golos vorsitzt, behauptete, der britische Premierminister sei in der Ukraine beliebter als US-Präsident Joe Biden. Sie verwies auf Johnsons Besuch in Kiew unter höchsten Sicherheitsverkehrungen, bei dem er mit Selenskij, schwer bewacht, in menschenleeren Straßen kamerawirksam spazieren ging. Im Gegensatz zu Johnson besuchte Biden Kiew seit Beginn des Krieges nicht mehr.

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