Ursprünglich hätte der russische Außenminister Sergei Lawrow am 6. und 7. Juni in Serbien empfangen werden sollen, doch Bulgarien, Montenegro und Nordmazedonien hatten den Luftraum für seine Maschine gesperrt. Lawrow bezeichnete die Entscheidung, sein Flugzeug nicht durchzulassen, als "undenkbar". "Aus der Sicht des Westens sollte Serbien keine Wahl haben, keine Freiheit haben, seine Partner zu wählen", erklärte er. Dies sei "zynisch", aber nicht überraschend. Der Westen gebe dadurch zu verstehen, dass er weiterhin Druck auf Moskau ausüben werde. Montenegro, Nordmazedonien und ähnliche Länder würden von der NATO ausgenutzt, um den "antirussischen Waffenplatz" auszubauen. Der Politiker betonte:
"Wenn der Besuch des Außenministers in Serbien im Westen fast schon als Bedrohung auf globaler Ebene betrachtet wird, dann stehen die Dinge im Westen offensichtlich ziemlich schlecht".
Auf die Frage des RT-Reporters Murad Gasdijew, ob solche Schritte bald zur Norm werden, sagte Lawrow, dass sie für die EU und die NATO bereits zur Norm geworden seien. "Man hat dort immer mehr Angst vor der Wahrheit", so Lawrow. Aus demselben Grund seien im Westen alle alternativen Nachrichtenquellen gesperrt worden. Brüssel habe beschlossen, über das Schicksal aller Länder Europas zu entscheiden, auch derjenigen, die nicht Mitglieder der EU seien. In Bezug auf die Bestrebungen der EU, neue EU-Mitglieder von der Russophobie zu überzeugen, hob Lawrow die Position Serbiens in den Beziehungen zu Russland hervor. Er schätze "die mutige Position Serbiens", vor allem die von Präsident Aleksandar Vučić, der sich nicht an antirussischen Aktivitäten beteiligen wolle.
Die Kontakte zu Serbien bleiben weiterhin erhalten, versprach der Chefdiplomat. Er bestätigte, seinen serbischen Amtskollegen Nikola Selaković nach Russland eingeladen zu haben. Mit seinen Kollegen aus den NATO-Staaten seien in naher Zukunft keine persönlichen Kontakte geplant, erklärte Lawrow am Montag. Und er "erwarte auch niemanden in Moskau".
Der Diplomat bemängelte zudem, dass die westlichen Länder immer mehr eigene Probleme hätten, sich aber damit beschäftigten, die Beziehungen zwischen anderen Ländern zu erschweren. Sie trieben die gesellschaftspolitische Lage in ihren Ländern in eine Sackgasse, während sich in Europa immer mehr "vernünftige Menschen" fragten, wozu man aus Russland einen Feind mache.
Lawrow kommentierte auch den Krieg in der Ukraine. Falls der Westen das Land weiterhin mit Langstreckenwaffen beliefere, die russische Gebiete treffen könnten, werde Moskau gezwungen sein, seine Linie vom Staatsgebiet zu verdrängen, "hinter der die Neonazis Russland bedrohen können".
Er zeigte sich zuversichtlich, dass Moskau und Ankara eine Lösung finden werden, um ukrainisches Getreide zu exportieren. "Wenn Ankara bereit ist, bei der Entminung der Häfen für den Export von ukrainischem Getreide zu helfen, können sich das russische und türkische Militär darauf einigen, wie dies am besten erfolgen soll." Ihm zufolge werden russische Spezialisten noch am Montag in die Türkei reisen, um die Lieferprobleme zu besprechen. Der Minister selbst wird am 8. Juni in Ankara erwartet.
Die Vereinten Nationen hatten wiederholt auf die Gefahr einer Nahrungsmittelkrise wegen Getreideknappheit hingewiesen. Laut der UNO könnten davon weltweit 1,4 Milliarden Menschen betroffen sein. Der Westen wirft Russland vor, die Ausfuhr landwirtschaftlicher Produkte über das Schwarze Meer zu blockieren. Moskau weist diese Anschuldigungen zurück. Versuche, das Problem durch eine Resolution des UN-Sicherheitsrates zu lösen, seien "Spiele", die darauf abzielten, alles so aussehen zu lassen, als ob "Russland etwas nicht will". Um das Problem ein für alle Mal zu lösen, müsse Kiew die Häfen von Minen räumen, resümierte Lawrow.
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