"Europa ist auf eine Hungersnot nicht vorbereitet" – Ulrich Heyden im Interview

Der freie Journalist Ulrich Heyden spricht mit uns über die EU-Sanktionen gegen Russland und deren Folgen für die EU selbst, aber auch für den Rest der Welt: Inwiefern stellen die Sanktionspakete die EU politisch vor eine Zerreißprobe? Wie effektiv sind diese Sanktionen überhaupt? Und droht jetzt neben der Energiekrise auch eine weltweite Hungersnot?

Im Interview mit RT wurde der freie Journalist Ulrich Heyden nach seiner Meinung zu den EU-Sanktionen gegen Russland befragt. Dabei attestierte er der EU in ihrer aktuellen Uneinigkeit eine gewisse grundsätzliche Schwäche. Denn in einer Zeit, in der man als politisches Signal doch erwarten würde, dass alle EU-Mitglieder zusammen stehen sollten, konnten sich die EU-Mitgliedsländer – zum Beispiel in der Frage einer Sanktionierung des russisch-orthodoxen Kirchenoberhauptes – nicht einigen. Ungarn lehnte die Sanktionierung des Patriarchen Kirill komplett ab. Aber auch Griechenland, Malta und Zypern waren in der Frage von Öltransporten auf Schiffen uneins mit dem Rest der EU. Deshalb bezeichnete Heyden die EU bereits als sichtbar zerrüttet.

"So sieht das sehr schlecht aus – das Bild ist einfach zerrüttet."

Nach der Effektivität der Sanktionen insgesamt befragt, stellte Heyden zunächst fest, dass die Sanktionen natürlich sichtbare Rückwirkungen auf die EU selbst und auch auf Deutschland hätten. So werden zum Beispiel die Preise weiter steigen. Aber in Bezug auf das Ölembargo würden sich einfach nur die Lieferströme verlagern. So werde die EU nun einen Teil ihres Ölbedarfs demnächst aus arabischen Ländern beziehen, während Russland sein Öl vermehrt in Richtung Asien verkaufen werde.

Allerdings wird der Krieg in der Ukraine nach Heydens Auffassung durch die Waffenlieferungen des Westens immer weiter angeheizt. Das werde zu Störungen in der Getreidewirtschaft bis hin zu einer potentiellen Hungerkrise führen, auf die Europa überhaupt nicht vorbereitet sei.

"Der Westen gräbt sich hier sein eigenes Grab. Das ist unverantwortlich."

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