Nordsee: Inselbewohner wehren sich gegen Bohrpläne

Deutschland und die Niederlande wollen nun doch in der Nordsee nach Erdgas bohren. Erst hatte man sich gegen die Bohrungen in der Nähe der niederländischen Insel Schiermonnikoog und der deutschen Insel Borkum entschieden. Nun soll das Gasfeld doch erschlossen werden.

Die Niederlande werden gemeinsam mit Deutschland mit der Erschließung eines neuen Gasfeldes in der Nordsee beginnen. Das teilte die niederländische Regierung am Mittwoch mit. Im Rahmen des gemeinsamen Projekts soll etwa 19 Kilometer vor der Küste der beiden Länder, in der Nähe der niederländischen Insel Schiermonnikoog und der deutschen Insel Borkum, nach Gas gebohrt werden.

Pläne, an der deutsch-niederländischen Grenze zu bohren, sind nicht neu, erhielten aber in den letzten Monaten angesichts des Plans der EU, sich von russischer Energie abzuwenden, eine neue Dringlichkeit.

Der niederländische Staatssekretär für die mineralgewinnende Industrie Hans Vijlbrief hat am Donnerstag "die Genehmigungen für den niederländischen Teil erteilt", heißt es in der Erklärung der Regierung. Dabei wurde hinzugefügt, dass in Deutschland ein beschleunigtes Verfahren für die erforderlichen Genehmigungen im Gange sei.

Im vergangenen Jahr hatten die niedersächsischen Behörden beschlossen, das Projekt wegen ökologischer Bedenken in der Nähe der Inseln Schiermonnikoog und Borkum nicht zu genehmigen. Die deutschen und niederländischen Behörden träfen nun jedoch "aufgrund des Krieges in der Ukraine eine andere Entscheidung".

Die Bürgermeister der beiden Inseln sind gegen das Projekt, das ihrer Meinung nach der Umwelt schaden könnte. Studien, die von der niederländischen Regierung in Auftrag gegeben wurden, wiesen darauf hin, dass die Schäden sowohl bei der Bohrung als auch bei der Gasförderung minimal sein werden.

Der Beschluss für die Bohrung erfolgte nur einen Tag, nachdem der russische Gasprom-Konzern erklärt hatte, er werde die Lieferungen an das niederländische Unternehmen GasTerra aussetzen, weil dieses sich geweigert hatte, für die Lieferungen in Rubel zu bezahlen.

Wenn die deutschen Behörden zustimmen, könnte das erste Gas aus der gemeinsamen Bohrung bis Ende 2024 gefördert werden.

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