Außenministerin Annalena Baerbock hat angesichts der Flüchtlingsschicksale von zumeist Frauen und Kindern aus der Ukraine an Mitmenschlichkeit und internationale Solidarität appelliert. Schon jetzt sei "absehbar, dass das von Russland angezettelte Kriegsgeschehen auch noch viele weitere Menschen, Millionen weitere Familien aus der Ukraine zur Flucht in den Westen zwingen wird", sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag nach einem Treffen mit ihrem kroatischen Amtskollegen Goran Grlić Radman in Berlin. "Kein Land kann eine solche Jahrhundertaufgabe allein bewältigen, und schon gar nicht die Länder an den Außengrenzen der EU, die ohnehin schon überlastet sind und sich großen Herausforderungen stellen müssen."
Das Grauen des russischen Krieges gegen die Ukraine sei kaum vorstellbar, sagte Baerbock. "Dieser Brutalität setzen wir deswegen gemeinsam Menschlichkeit gegenüber."
Millionen Menschen aus der Ukraine seien jetzt schon auf der Flucht. Ihnen sei man uneingeschränkte Hilfe schuldig. "Wir sollten nicht vergessen, dass hier Mitmenschlichkeit gefragt ist, zugleich aber in der Ukraine auch die Grundpfeiler unserer westlichen Demokratie gegen das autoritäre Systems Putin verteidigt werden", betonte die Ministerin.
Doch wächst inmitten der freiwilligen Aktionen auch das Potenzial an Schindluder mit dem menschlichen Leid. So wurde früh vor betrügerischen Spendenaktionen gewarnt, auch von Menschenhandel mit ukrainischen Kindern und Frauen war die Rede. Mitte März hatte die Internationale Organisation für Migration vor Menschenhandel und dem Missbrauch schutzbedürftiger Menschen gewarnt: "Es wurden bereits Fälle von sexueller Gewalt gemeldet, und bei den Personen, denen ein Weitertransport oder Dienstleistungen versprochen wurden, gab es Hinweise auf mögliche Ausbeutung."
In dieser Woche warnte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, dass die unkoordinierte Situation an der polnisch-ukrainischen Grenze großes Potenzial für Missbrauch berge, dem vor allem jene, die weder Polnisch noch Englisch sprechen, leicht zum Opfer fallen.
Ein polnischer Mann, der "Hilfe" angeboten und dann eine ukrainische Frau sexuell missbraucht haben soll, wurde von der polnischen Polizei festgenommen. Polnische Nichtregierungsorganisationen warnen, dass Kinder, die ohne Begleitung von Erwachsenen unterwegs sind, Menschenhändlern zum Opfer fallen können.
Aus Rumänien, nahe der ukrainischen Grenze, sind bereits seit Längerem viele Fälle von Menschenhandel bekannt, oftmals betrifft dies Prostitution, auch Kidnapping sowie Kauf und Verkauf von Menschen. In den Ankunftsländern wie Polen befinden sich Berichten zufolge neben türkischen, albanischen und bulgarischen Gruppen auch deutsche Zuhälter, die gezielt ukrainische Frauen ansprechen.
In Berlin, wo der Hauptbahnhof als prominenter Ort der Hilfsangebote für ukrainische Menschen, allen voran Frauen und Kindern, bekannt wurde, bestätigte die Polizei zuletzt, dass den Behörden bekannte Sexualstraftäter und Pädophile beispielsweise Schlafplätze angeboten haben. Allein am Mittwoch kamen laut der Berliner Senatssozialverwaltung 4.050 Personen nach Berlin. Polen erhöhte im März die Gefängnisstrafen für Menschenhändler von drei auf zehn Jahre, laut Experten müssten zudem freiwillige Helfer registriert werden, um die Kriminalität einzudämmen.
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