Der Schweizer Bundesrat und Minister Guy Parmelin, zuständig für das Schweizer Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), hat dem Sender Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) ein TV-Interview gegeben. Darin teilte er mit, dass die Nord Stream AG, mit Sitz im Schweizer Kanton Zug, aufgrund jüngster Ereignisse und Beschlüsse allen 140 Mitarbeitern fristlos gekündigt habe.
Gemäß Parmelin sind die Entlassungen eine Folge des Entscheids Deutschlands, das Projekt Nord Stream 2 aufs Eis zu legen. Das berichtet die Seite moneycab. Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hatte vor einer Woche das Genehmigungsverfahren für die bereits gebaute 1.230 Kilometer lange Pipeline in der Ostsee gestoppt.
Laut Firmenauskunft ist die Nord Stream AG ein internationales Konsortium fünf großer Energieunternehmen. Dieses wurde 2005 zur Planung, zum Bau und zum anschließenden Betrieb der durch die Ostsee führenden Gas-Pipeline Nord Stream gegründet. Laut Informationen der Webseite sind die Deutschen Energieunternehmen Wintershall Dea AG und PEGI/E.ON mit jeweils 15,5 Prozent beteiligt, die niederländische N.V. Nederlandse Gasunie und der führende französische Energieversorger ENGIE mit jeweils 9 Prozent. Nord Stream ist eine Tochtergesellschaft des russischen Gaskonzerns Gazprom und hat ihren Hauptsitz in Zug, gut 30 Kilometer südlich von Zürich.
Laut Schweizer Medienangaben habe die Nord Stream AG auf Anfragen von Radio Télévision Suisse bis dato noch nicht reagiert. Auch die Nachrichtenagentur Keystone-SDA habe demnach am Dienstagmorgen die Pressestelle von Nord Stream nicht für eine Stellungnahme erreichen können. Der Bundespräsident hatte am 28. Februar angekündigt, dass nun auch die Schweiz sich den Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland anschließe, nachdem russische Streitkräfte in die Ukraine einmarschiert sind. Nach den Beweggründen dafür befragt, erklärte der Bundesrat Guy Parmelin in dem Fernseh-Interview den Zuschauern:
"Wir haben die Situation analysiert. Sie haben recht, seit 2014 – der Krim-Affäre – hatten wir entschieden, dass die Sanktionen der EU nicht durch die Schweiz umgangen werden können. Und hier merkt man, das ist sehr kompliziert. Die Situation hat sich sehr rasch entwickelt. Darum hat der Bundesrat heute entschieden, dass es besser ist, die Sanktionen zu übernehmen."
Auf die Frage, ob die wahren Gründe nicht eher darin zu finden seien, dass "der innenpolitische und internationale Druck" auf die Schweiz zu groß geworden waren, antworte Parmelin:
"Nein. Es gab sicher Druck, aber das ist auch ein pragmatischer Weg. Das war eine Interessenabwägung, die wir im Bundesrat gemacht haben, und dann haben wir entschieden."
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