In einer Fernsehansprache am Dienstagmorgen beschuldigte der ukrainische Staatschef Wladimir Selenskij Moskau, die diplomatischen Bemühungen um eine Beilegung der Kämpfe mit den Milizen im Donbass zu untergraben. Er verkündete, dass die Entscheidung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Volksrepubliken Donezk und Lugansk anzuerkennen, gegen die in Minsk ausgehandelten Vereinbarungen verstoße. Selenskij erklärte:
"Die Ukraine bezeichnet die jüngsten Aktionen der Russischen Föderation eindeutig als Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität unseres Staates."
"Die gesamte Verantwortung für die Folgen dieser Entscheidungen liegt bei der politischen Führung Russlands."
Am späten Montagabend erklärte der russische Präsident, Moskau werde die beiden Volksrepubliken, die sich im Zuge des Euro-Maidan-Putsches 2014 von der Ukraine abgespalten hatten, "unverzüglich" anerkennen. Zudem wies Putin das russische Militär an, Friedenstruppen in die neu anerkannten Republiken zu entsenden.
Trotz der monatelangen Panikmache westlicher Politiker über eine umfassende Invasion Russlands in die Ukraine beruhigte der ukrainische Staatschef seine Bürger. Er erklärte, es gebe "keinen Grund, heute Nacht nicht zu schlafen" und fügte hinzu:
"Wir können klar zwischen den Provokationen und der Offensive der Truppen des Aggressors unterscheiden. Die Wahrheit ist auf unserer Seite. Und wir werden die Wahrheit niemals vor Ihnen verbergen. Sobald wir eine Veränderung der Situation feststellen, sobald wir eine Zunahme der Risiken sehen, werden Sie es erfahren."
Selenskij betonte, dass es "keinen Grund für chaotische Aktionen" gebe.
Putins Entscheidung, die Volksrepubliken im Donbass anzuerkennen, kam zu einem Zeitpunkt, an dem sich loyale Kräfte der abtrünnigen Republiken und das Kiewer Militär gegenseitig eines schweren Beschusses entlang der Kontaktlinien beschuldigten. Das Aufflammen der Kämpfe löste eine Massenevakuierung der Bewohner des Donbass in nahe gelegene russische Gebiete jenseits der Grenze aus.
Russlands Vorgehen im Donbass wurde zuvor von den Vereinigten Staaten, dem UN-Generalsekretär, dem NATO-Militärbündnis und der Europäischen Union verurteilt, wobei Brüssel sofort Vergeltungssanktionen ankündigte.
Obwohl der ukrainische Präsident erklärte, die Ukraine habe "keine Angst" vor Moskau, drängte er dennoch auf "klare und wirksame" Unterstützung durch die Verbündeten seines Landes, wobei seine Regierung eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zu diesem Thema forderte.
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