Nach Sichtung von drei Landungsschiffen wurde im Januar das Ferienidyll Gotland zum Schauplatz der militärischen Stärke Schwedens. Panzer rollten über die Straßen und vor allem der kleine Flughafen Visby wurde gesichert. Das Thema Russland bestimmt die Medien des skandinavischen NATO-Gastlandes.
Der ehemalige Chef der schwedischen Sicherheitspolizei "Säpo", Klas Friberg, warnt vor einer weit größeren Bedrohung als einem militärischen Angriff Russlands. Aufgrund des Ukraine-Konflikts habe man sich auf die rein militärische Bedrohung konzentriert, aber die größte Bedrohung für Schweden außer Acht gelassen. Diese liege im Alltäglichen:
"Mit anderen Worten, verschiedene Arten von Cyberangriffen, die Schweden vollständig lahmlegen und zerstören können. Diese Kapazität ist vorhanden. Und dann müssen sie keinen militärischen Angriff durchführen."
Mitte Februar sah sich die Ukraine einem Cyberangriff auf sein Verteidigungsministerium sowie zwei Banken ausgesetzt. Die Webseiten waren nicht mehr erreichbar. Schnell stand Russland im Verdacht.
Auch Matthias Wåhlén, der 35 Jahre beim schwedischen Geheimdienst tätig war, sieht seine Heimat gegenüber russischen Cyberangriffen nur unzureichend geschützt. Schwedische Stromnetze und Medien könnten seiner Meinung nach ein leichtes Ziel von ausländischen Cyberangriffen werden. Seine Tätigkeit konzentriert sich auf die Analyse von Bedrohungsakteuren beim Cybersicherheitsunternehmen Truesec. Die meiste Zeit verbringt er nach eigenen Angaben mit "russischen Cybercrime-Netzwerken". Ein solches wird etwa für das Lahmlegen des Coop-Kassensystems im letzten Jahr verantwortlich gemacht. Insgesamt 800 Filialen der Lebensmittelkette mussten kurzzeitig geschlossen werden. Dabei handelte es sich um einen Supply-Chain-Angriff. Ein Lieferant und ein Subunternehmer wurden angegriffen. Die Gefahr, hieß es damals, gehe besonders von "Regierungsakteuren" aus, "Menschen, die Bürozeiten und eine Rente haben".
Ende 2020 hatte Schweden beschlossen, sich besser gegen Cyberangriffe zu wappnen und ein nationales Zentrum für Cybersicherheit nach britischem Vorbild einzurichten. Voll operativ soll es bis 2023 sein.
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