Ständiger Vertreter Russlands: Gazprom nicht verpflichtet, Gasexporte in die EU zu erhöhen

Der russische Konzern Gazprom sieht es nicht als seine Pflicht an, die Gaslieferungen an die EU hochzufahren, sagte der ständige Vertreter Russlands bei der EU Wladimir Tschischow. Damit wies er jegliche Verantwortung Moskaus für die Gasknappheit in Europa zurück.

Angesichts der steigenden Gaspreise bleibt die Nachfrage europäischer Verbraucher nach russischem Erdgas niedrig. Dies gebe Gazprom auch keinen Anlass, sein Angebot zu vergrößern, erklärte der ständige Vertreter Russlands für die EU Wladimir Tschischow im Gespräch mit der Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Mittwoch. Er sagte:

"Wenn der Winter härter wäre und die Vorräte schneller erschöpft würden, würden die europäischen Unternehmen natürlich auch bei hohen Preisen zusätzliches Gas kaufen. Bislang ist der Winter jedoch allgemein mild, sodass es keine Aufträge gibt. Und da es keine Aufträge gibt, gibt es auch keine Lieferungen."

Auf die Frage, ob der russische Energiekonzern sich dazu verpflichtet sehe, angesichts der aktuellen Energiekrise seine Gasexporte an die EU zu erhöhen, antwortete Tschischow:

"Natürlich nicht. Darüber hinaus liefert er tatsächlich einige zusätzliche Mengen des blauen Brennstoffs nach Europa, wenn auch vielleicht nicht so viel, wie manche es sich gewünscht hätten."

Obwohl Gazprom allen vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Brüssel vollumfänglich nachkommt, was kürzlich auch der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik Josep Borrell bestätigt hatte, wird der Konzern wiederholt beschuldigt, in der EU eine Gasunterversorgung zu schaffen. EU-Vertreter werfen Russland vor, seinen Brennstoff angesichts der zunehmenden Spannungen mit der Ukraine als politische Waffe einzusetzen. Zuletzt hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen behauptet, es gebe zunehmend Anzeichen dafür, dass der Kreml die Gaslieferungen weiterhin als politisches Druckmittel einsetze. Gazproms Lieferpolitik bezeichnete sie als "seltsam".

Der russische Präsident Wladimir Putin hat wiederholt Vorwürfe zurückgewiesen, dass Moskau seine Energieexporte für politische Zwecke manipuliere. Beim internationalen Forum "Russische Energiewoche" im vergangenen Jahr hatte er unter anderem betont, dass Russland seine vertraglichen Verpflichtungen immer eingehalten habe, "selbst in den kompliziertesten Zeiten des Kalten Krieges".

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