Bataclan-Terroranschlag: Hauptangeklagter sagt erstmals vor Gericht aus

Der einzige Überlebende der Terrororganisation IS, die im November 2015 in Paris 130 Menschen tötete, sagte am Mittwoch zum ersten Mal vor Gericht aus. Dort beteuerte Salah Abdeslam, niemanden "getötet oder verletzt" zu haben. Jedoch sei die Tat "legitim" gewesen.

Der in Belgien bereits wegen versuchten Polizistenmordes verurteilte Salah Abdeslam hat am Mittwoch im Rahmen des Prozesses um die Pariser Terroranschläge vom 13. November 2015 zum ersten Mal vor Gericht ausgesagt. Zuvor waren bei dem seit fünf Monaten andauernden Prozess vermehrt Ermittler und Überlebende zu Wort gekommen. 

Bereits im letzten September hatte Abdeslam in einer ersten Stellungnahme die Beweggründe seiner Tat erläutert. Demnach hätte der ehemalige französische Präsident François Hollande von den Risiken wissen müssen, die mit der Entscheidung, Stellungen des IS anzugreifen, einhergingen:

"Wir haben Frankreich angegriffen. Wir haben die Bevölkerung ins Visier genommen, Zivilisten, aber persönlich haben wir nichts gegen sie."

Im Laufe der Anhörung beteuerte der Hauptangeklagte, während der Anschläge "niemanden verletzt oder getötet" zu haben. Er habe sich "umentschieden", so Abdeslam. Jedoch könne er die Beweggründe der Tat nachvollziehen, da Frankreich vor den Anschlägen Islamisten in Syrien angegriffen hatte, wobei es zu zivilen Opfern kam. Weiter erläuterte Abdeslam, die Gruppe habe die Cafés und den Konzertsaal "Bataclan" angegriffen, weil der IS in Syrien keine Flugzeuge oder Hubschrauber besäße, mit denen sich dieser gegen die französischen Angriffe hätte wehren können. "Ich finde das legitim", sagte der 32-Jährige. 

Bis zum gestrigen Tag war offen, ob Abdeslam zu den Vorwürfen vor Gericht überhaupt Stellung beziehen würde. Wider Erwarten äußerte sich dieser bereitwillig über mehrere Stunden hinweg. Eine Antwort auf die Frage, ob er wirklich glaube, "dass das die französische Politik verändert", blieb Abdeslam jedoch schuldig.   

Der Franko-Marokkaner soll in Paris einen Sprengstoffgürtel getragen, ihn aber nicht gezündet zu haben. Den Gürtel hätte er in einem Pariser Vorort weggeworfen, wo dieser nach der Tat tatsächlich auch gefunden wurde. Von der Terrororganisation IS distanzierte er sich indes jedoch nicht. So werde er den IS, der sich der westlichen Dominanz weltweit entgegenstelle, das islamische Recht und die Scharia durchsetzen wolle, weiterhin unterstützen. 

Nach seiner Tat tauchte der damals 26-Jährige in Belgien unter, wo er Anfang 2016 von den belgischen Behörden aufgespürt und verhaftet werden konnte. 

Bei den Anschlägen in Paris kamen 130 Menschen ums Leben. Über 350 weitere wurden verletzt. Der IS bekannte sich später zu der Tat.  

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