Geschäftsführender Vizepräsident und Kommissar für Handel in der Europäischen Kommission Valdis Dombrovskis hat erklärt, dass die Nord Stream 2-Pipeline von der EU-Kommission "auf Eis gelegt" gelegt worden sei, da die EU sie auf ihre Vereinbarkeit mit der Energiepolitik des Blocks hin überprüfe. Er fügte hinzu, dass der Staatenblock alles in seiner Macht Stehende unternehme, um Moskau daran zu hindern, sein Gas als "Waffe" zu benutzen.
Dombrovskis sagte weiter, Nord Stream 2 entspreche nicht den langfristigen Energiezielen der EU zur Dekarbonisierung. Dabei verweis er auf die Pläne der EU, bis zur Mitte des Jahrhunderts Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Die Pipeline, die im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde und jährlich 55 Milliarden Kubikmeter russisches Gas nach Europa liefern kann, wurde von den EU-Behörden noch immer nicht zertifiziert. Diese prüfen derzeit, ob Nord Stream 2 mit der geänderten EU-Gasrichtlinie übereinstimmt, die vorschreibt, dass der Eigentümer der Pipeline diese entweder mit anderen Energieunternehmen teilen oder die Kontrolle über die Pipeline an eine dritte Partei abgeben muss.
Zwischenzeitlich hat die Nord Stream AG die Behauptung der EU angefochten, dass die Gasrichtlinie für die Pipeline gilt, die ein gemeinsames internationales Projekt des russischen Konzerns Gazprom und mehrerer europäischer Energiekonzerne ist.
Derweil verzögert sich die Zertifizierung von Nord Stream 2 weiter, während die EU mit hohen Gaspreisen zu kämpfen hat, die im vergangenen Jahr stark angestiegen sind und zeitweise 2.000 US-Dollar pro Kubikmeter erreichten.
Einige europäische Politiker sowie ihre US-amerikanischen Kollegen beschuldigten Russland in dieser Situation sehr schnell, die Gaslieferungen zu nutzen, um die EU inmitten der anhaltenden Krise um die Ukraine unter Druck zu setzen. Gleichzeitig war Europa jedoch nicht in der Lage, den Gasmangel durch den Kauf von verflüssigtem Erdgas (LNG) auszugleichen, da die Lieferungen im vergangenen Jahr angesichts der weltweiten Energieknappheit fast vollständig von den aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften aufgekauft wurden.
Während die USA Russland beschuldigten, für die Gasknappheit in Europa verantwortlich zu sein, war ihr Versuch, alternative LNG-Quellen für die EU zu finden, Berichten zufolge ergebnislos. Energieunternehmen aus aller Welt sollen Washington versichert haben, dass sie bereits an den Kapazitätsgrenzen arbeiteten. Moskau wies seinerseits alle Anschuldigungen zurück und betonte, dass es all seine Gaslieferverträge erfülle.
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