Belgische Behörden beschließen Abriss einer Gedenkstätte für lettische Waffen-SS-Einheiten

Eine umstrittene Gedenkstätte für lettische Waffen-SS-Soldaten im belgischen Zedelgem soll nach dem Beschluss der örtlichen Behörden abgerissen werden. Eine Geschichtskommission kommt zu dem Schluss, das Monument sei unangemessen und rechtfertige Kriegsverbrechen.

Seit ihrer Errichtung im September 2018 hat die Gedenkstätte "Latvian Beehive for Freedom" (dt.: Lettischer Bienenstock für Freiheit) in der belgischen Stadt Zedelgem für Kontroversen gesorgt. Das Monument des lettischen Bildhauers Kristaps Gulbis stellt einen Bienenstock dar und ist den etwa 12.000 Letten gewidmet, die zwischen den Jahren 1945 und 1946 in einem Gefangenenlager in Zedelgem interniert waren. Viele Einheimische protestierten gegen die Gedenkstätte und riefen dazu auf, sie wieder abzureißen. Unterstützt wurde die Forderung auch von jüdischen Organisationen, verschiedenen Medien sowie Historikern. Begründet wird die Forderung mit Archivmaterial, aus dem hervorgeht, dass es sich bei den meisten der Gefangenen um lettische Soldaten der Waffen-SS handelte.

Eine Geschichtskommission, zusammengestellt aus belgischen, lettischen und internationalen Experten, kam zu dem Schluss, dass die Gedenkstätte eine Verherrlichung des Nationalsozialismus darstellt und die Taten der Mitverantwortlichen für die Kriegsverbrechen der Waffen-SS, einschließlich der Ermordung Zehntausender lettischer und deutscher Juden in Lettland sowie unzähliger Zivilisten auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion, rechtfertigt.

Die Kommission empfahl, für die Stätte einen anderen Ort zu finden. An der Diskussion hierüber sollten aber unbedingt alle betroffenen Parteien teilnehmen. Die Stadtverwaltung gab an, die Gedenkstätte ohne die Absicht aufgestellt zu haben, den Nazismus zu propagieren, wie die Experten bestätigten. Sie habe vielmehr die Werte von Freiheit und Frieden feiern wollen. Der EU-Parlamentsabgeordnete und ehemalige Bürgermeister der lettischen Hauptstadt Riga, Nil Uschakow, begrüßte die Entscheidung der Stadt und verwies auf die Tatsache, dass solche Gedenkstätten anderen Zwecken dienen würden:

"In Belgien versteht man sehr gut, wie solche Monumente gerade zur 'Verehrung' und nicht zum 'Gedenken' verwendet werden."

Der Platz, auf dem sich das umstrittene Objekt befindet, soll einen neuen Namen erhalten. Aktuell heißt er Brivibaplein, der Brīvība-Platz: "Brīvība" steht auf Lettisch für "Freiheit".

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