Dänemark: Russisches Forschungsschiff festgesetzt

Die dänischen Behörden haben in dieser Woche ein staatliches russisches Forschungsschiff festgesetzt. Es wird vom Schirschow-Institut für Ozeanologie zu wissenschaftlichen Zwecken genutzt. Grund hierfür sei ein Rechtsstreit wegen eines Vorfalls vom August 2018.

Ein staatliches russisches Forschungsschiff wurde am 1. November auf Ersuchen eines kanadischen Kreuzfahrtunternehmens, das einen Rechtsstreit mit dem Eigentümer des Schiffes in Kanada führt, in der Hafenstadt Skagen im Norden der Halbinsel Jütland festgesetzt. Es war eine "Vorsichtsmaßnahme in einem von einer dritten Partei angestrengten Rechtsstreit", wie es hieß.


Das Schiff Akademik Ioffe wird vom Schirschow-Institut für Ozeanologie betrieben, das zur Russischen Akademie der Wissenschaften gehört. Die kanadische Kreuzfahrtgesellschaft One Ocean Expeditions beantragte diesen Schritt, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Gerichtsdokumente meldet. Dem Bericht zufolge war die Akademik Ioffe bereits einem früheren Versuch entgangen, sie in Portugal festzuhalten.

One Ocean Expeditions reichte demnach in Kanada eine Klage gegen den Eigentümer der Akademik Ioffe ein, um Schadensersatz für einen Vorfall am 24. August 2018 zu erhalten, bei dem das Schiff, das damals an den Reiseveranstalter für arktische Kreuzfahrten vermietet worden war, während einer Reise im Norden Kanadas auf Grund gelaufen war.

One Ocean Expeditions behauptet, die Schiffsbesatzung habe "Seekarten nicht beachtet", und fordert Schadensersatz in Höhe von 6,14 Millionen US-Dollar. Der Schiffskapitän sagte den örtlichen Behörden, er wisse von der Grundberührung, sei aber der Meinung, die Angelegenheit sei erledigt, heißt es in den Gerichtsunterlagen.

"Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft untersucht die Einzelheiten des Vorfalls mit dem Schiff 'Akademik Ioffe', das unter der operativen Kontrolle des Schirschow-Instituts für Ozeanologie steht", hieß es vom russischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft.

Die russische Botschaft in Kopenhagen teilte mit, sie habe "Kopien der Gerichtsentscheidungen erhalten, auf deren Grundlage die Festnahme (des Forschungsschiffs) erfolgt ist". Mitarbeiter der russischen Botschaft stehen in dieser Angelegenheit in Kontakt mit dem dänischen Außenministerium.

Laut einem Bericht der russischen Zeitung Iswestija vermietete das Schirschow-Institut für Ozeanologie, dem das Schiff damals gehört hatte, es einige Jahre an das kanadische Reiseunternehmen One Ocean Expeditions. Dieses soll Expeditionsreisen in die Arktis und Antarktis für wohlhabende Bürger organisiert haben, indem Fahrten auf Meeresforschungsschiffen gemietet wurden. Im Jahr 2019 wurde die Zusammenarbeit zwischen den beiden Parteien jedoch ausgesetzt, nachdem die Akademik Ioffe vom russischen Bildungsministerium übernommen worden war.

Das kanadische Unternehmen ging daraufhin in Konkurs und zahlte dem Charterer die Kosten für Treibstoff und Liegeplatz nicht. Wegen dieser Schulden sei das Schiff in Dänemark festgehalten worden, teilte das Institut für Meereskunde laut Sputnik mit.

An Bord des russischen Forschungsschiffs befanden sich zum Zeitpunkt der Festsetzung in Skagen 38 Besatzungsmitglieder und 23 Wissenschaftler, teilte die russische Botschaft in Kopenhagen gegenüber RIA Nowosti mit.

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