Weißrussland hat Beweise dafür, dass sich mehr als 400 ehemalige Mitglieder der Waffen-SS, die während des Zweiten Weltkriegs am Völkermord an der weißrussischen Bevölkerung beteiligt waren, heute in 17 Ländern aufhalten. Dies teilte der weißrussische Generalstaatsanwalt Andrei Schwed am Donnerstag nach einem Arbeitstreffen mit seinem russischen Amtskollegen Igor Krasnow den Medien mit. Er erklärte:
"Derzeit gibt es eine Liste mit mehr als 400 noch lebenden SS-Angehörigen, von denen bekannt ist, dass sie während des Zweiten Weltkriegs in Weißrussland Morde begangen haben. Wir fordern die Strafverfolgungsbehörden von mindestens 17 Ländern auf, diese Menschen für ihre Verbrechen vor Gericht zu stellen."
Schwed sagte, dass weißrussische und russische Staatsanwälte bei einem Treffen mit dem weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko einen detaillierten Bericht über die gemeinsamen Maßnahmen zur Untersuchung des Völkermordfalles, den Minsk kürzlich eröffnet hat, vorgelegt haben. Der Ermittler hob hervor: "Wie wir sehen können, wird es in naher Zukunft weitaus mehr Ergebnisse in dieser Richtung geben. Archivdokumente werden derzeit untersucht. Eine große Menge an Informationen, die für die Darstellung von Beweisen für kriminelle Handlungen, einschließlich derer, die von den noch lebenden Nazis begangen wurden, entscheidend sind, werden in russischen Archiven aufbewahrt."
"Es ist wichtig für uns, mehr konkrete und spezifische Beweise zu erhalten, um diese Schurken nicht nur mithilfe der Beweise anzuklagen, die wir in Weißrussland bei der Untersuchung des Völkermordfalles sammeln."
Der Generalstaatsanwalt teilte mit, russische Ermittler hätten mit ihren weißrussischen Kollegen Informationen über den Aufenthaltsort einiger Nazis ausgetauscht und fügte hinzu:
"Dank ihrer Bemühungen haben wir diese Informationen erhalten und überprüft, um die Bestätigung zu erhalten, dass sich diese Verbrecher in 17 Ländern aufhalten. Wir studieren die Erfahrungen unserer russischen Kollegen bei der Untersuchung solcher Fälle. Sie geben ihrerseits die Ergebnisse zu Protokoll, die wir in Weißrussland erzielt haben."
Im April 2021 leitete die weißrussische Generalstaatsanwaltschaft ein Strafverfahren wegen des Völkermords an der weißrussischen Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs ein. Die Behörde plant, in Übereinstimmung mit internationalen Verträgen die Auslieferung der noch lebenden Verbrecher zu fordern. Neben anderen Ländern hat sie bereits Russland und Deutschland um Rechtshilfe bei den Ermittlungen in diesem Fall gebeten. Litauen und Lettland haben die Zusammenarbeit verweigert. Russland hat seine Unterstützung bereits zugesagt.
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