Im Jahr 2017 entschied die schwedische Regierung, die Nettotreibhausgasemissionen bis zum Jahr 2045 zu eliminieren. Alle Parteien außer den Schwedendemokraten unterstützten diesen Schritt. In einer Klimaanhörung im nationalen Fernsehsender SVT wurde darüber diskutiert und hinterfragt, wie das ehrgeizige Klimaziel erreicht werden kann.
Insgesamt 32 Prozent der Gesamtemissionen Schwedens werden durch den Verkehr verursacht. Dabei stehen besonders Flugreisen in der Kritik. Mit Verweis auf Frankreich könnten Inlandsflüge für Kurzstrecken bald verboten werden.
Bis zum Jahr 2030 ist geplant, die Emissionen in diesem Bereich um 70 Prozent zu reduzieren. Bislang war lediglich eine Reduktion von 20 Prozent möglich.
Jörgen Larsson, Wissenschaftler an der Technischen Hochschule Chalmers, warnte die anwesenden Politiker in einer SVT-Diskussionsrunde vor fehlenden Lösungen:
"In der Luftfahrt fehlen die meisten Dinge, wenn man die Emissionen reduzieren will."
Es fehle an fortschrittlichen erneuerbaren Kraftstoffen und langfristigen Investitionen, um einen klimaneutralen Luftverkehr zu ermöglichen. Larsson erklärte:
"Bis dahin muss die Zunahme der Flüge eingedämmt werden, und davon höre ich nichts."
Martin Kinnunen von den Schwedendemokraten (Sverigedemokraterna), der an der Fernsehrunde teilnahm, begrüßte den Wandel zur Elektromobilität. Das 2030er-Ziel erscheint ihm jedoch unrealistisch. Die schwedischen Grünen (Miljöpartiet) fordern derweil, dass alle verkauften Neuwagen ab 2025 fossilfrei sind und Schweden autark mit Biokraftstoffen wird. Die Moderaten (Moderaterna) hingegen wollen die Benzinsteuer senken und mehr in Ladestationen investieren, damit die Zahl der Elektro-Pkw auf schwedischen Straßen steigt. Wo aber soll der Strom herkommen?
Die Moderaten schlagen vor, die Kernkraft weiter auszubauen. In Schweden sind derzeit noch sechs Atomkraftwerke in Betrieb. Schwedische Wissenschaftler fordern einen Ausbau der Windkraft, dem die schwedische Regierung grundsätzlich zustimmt. Ob dies zur Deckung des Energiebedarfs reichen wird, ist aber ungewiss.
Auch Schweden sieht sich derzeit mit der Energiekrise konfrontiert. Im Süden des Landes ist der Strom derzeit ein knappes Gut. Energieminister Anders Ygeman (Sozialdemokraten) will mehr Investitionen in Offshore-Windkraft und Stromnetze. Zukunftssorgen plagen ihn nicht:
"Ich mache mir keine Sorgen. Wir arbeiten mit der Wirtschaft zusammen, um die Stromproduktion und die Übertragungskapazität zu erhöhen."
Eine zweite Hürde stellen die Industrieemissionen dar. Diese machen ein Drittel in der Energiebilanz des skandinavischen Landes aus. In den letzten Jahren gab es hier keine Veränderungen. Nur pandemiebedingt kam es zu Einbrüchen in Produktion und Konsum. Hier strebt die Politik Preis- und Verbrauchsziele zur Drosselung an.
Für durch die Landwirtschaft hervorgerufene Emissionen hat die Politik keine Lösung.
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