Gefeiert von Brüssel, kritisiert von Menschenrechtlern: Neues Flüchtlingslager auf Samos eröffnet

Von Menschenrechtsaktivisten kritisiert, von Anwohnern befürwortet. Auf der griechischen Insel Samos ist ein neues Flüchtlingslager eröffnet worden, was mit nächtlichen Ausgangssperren einem Hochsicherheitstrakt gleicht. Griechenland sieht es als Pilotprojekt für andere Einrichtungen.

Das neue Flüchtlingslager auf Samos für 267 Millionen Euro wurde am Samstag eröffnet. Das EU-finanzierte Projekt bietet Platz für 3.000 Menschen und liegt auf einem Hügel in der Gegend von Zervos, rund sieben Kilometer von der Stadt Vathy entfernt. Es gibt Röntgenscanner und Magnettüren. Der Zugang wird per elektronischem Chip gewährt. Für Gefangene gibt es eine separate Einrichtung im Lager. Zwischen 20 Uhr und 8 Uhr greift eine Ausgangssperre. Die Einrichtung verlassen dürfen aber nur diejenigen, deren Asylantrag nicht abgelehnt worden ist. 

Die Insel Samos sah sich, aufgrund seiner Nähe zur türkischen Küste, mit einem nur schwer kontrollierbaren Zustrom von Flüchtlingen konfrontiert. Nun wird die Seegrenze stärker bewacht. Eine Rentnerin, die neben dem alten Flüchtlingslager Vathy auf der Insel Samos wohnt, zeigte sich gegenüber Euronews erleichtert, dass es eine neue sichere Einrichtung gibt: 

"Ich schlief kaum und wenn ich endlich einschlief, blieb ich wachsam. Ich wollte jedes Geräusch hören. Keine Ahnung, was passieren sollte, aber ich war panisch. Ich war traurig, hatte Angst. Wir lebten in Gefahr, weil wir direkt am Lager wohnten. Jetzt ist es endlich ruhig und wir fühlen uns sicher."

Ärzte ohne Grenzen spricht von einem "Gefängnis". Kinder müssten hinter hohen Zäunen und Stacheldraht spielen, die Flüchtlinge werden interniert.

Aus Sicht der griechischen Regierung wurde auf Samos ein neues Modell der Lager ins Leben gerufen. Der Migrationsminister Notis Mitarakis spricht von "geschlossenen Kontrollzentren". Er betont, das Lager entspricht dem Lebensstandard, den man von einem europäischen Land erwarten könne und die Flüchtlinge hätten weit mehr Platz. Auf anderen griechischen Inseln sollen in Zukunft ähnliche Flüchtlingseinrichtungen entstehen. 

Die Mehrheit der Flüchtlinge auf Samos stammen aus der Republik Kongo, Syrien und Afghanistan. Im neuen Lager sollen nur diejenigen untergebracht werden, die ein laufendes Asylverfahren haben. Diejenigen, die bereits über einen Flüchtlingsstatus verfügen, oder deren zweiter Antrag abgelehnt worden ist, dürfen das neue Lager nicht beziehen. Die Bevölkerungszahl der Stadt Vathy hat sich durch den Flüchtlingsstrom innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Regelmäßig kommt es zu Protesten der Anwohner, wie auch von Seiten der Flüchtlinge. Anwohner fordern den Transfer der Flüchtlinge aufs griechische Festland, die Flüchtlinge bessere Lebensbedingungen und schnellere Asylverfahren.

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