Konstantin Kossatschow: Von einer Partnerschaft kann man nicht reden

Die bevorstehende Bundestagswahl wird einen Schlussstrich unter die 16-jährige Amtszeit von Angela Merkel ziehen. Wie hat sich diese Ära auf die russisch-deutschen Beziehungen ausgewirkt und wie werden sie sich unter der neuen Bundesregierung und einem neuen Kanzler weiterentwickeln?

RT DE befragte im Rahmen seiner aktuellen Berichterstattung den Vizevorsitzenden des russischen Föderationsrates zum Thema der künftigen Entwicklung der deutsch-russischen Beziehungen.

Zur Amtszeit von Angela Merkel sagte er:

"Ich würde Merkel zu den Politikern zählen, die sich bemüht haben, sich nicht auf Differenzen, sondern auf Berührungspunkte zu konzentrieren."

Es gebe in der EU allerdings Staaten, die einzig auf die Differenzen blickten.

Einer Frage nach Erwartungen an die künftige Bundesregierung und eine Einschätzung der möglichen Varianten entzog er sich. "Russland hat keineswegs vor, sich in die Wahlen in Deutschland einzumischen und die Kandidaten zu bewerten." Die EU halte das leider anders in Bezug auf Russland.

"Für uns ist bei der künftigen Regierung das Wichtigste, dass sie sich, wie bisher geschehen, an eigenen, deutschen Interessen orientiert und nicht auf die falsche Auslegung von Interessen der euro-atlantischen Solidarität."

Die Zukunft von Nord Stream 2 sieht er gelassen. Aufgrund eines Wechsels der regierenden Partei solche langfristigen Vereinbarungen aufzukündigen, würde der Glaubwürdigkeit und Funktionsfähigkeit der EU dauerhaften Schaden zufügen.

"Solange die Russophobie nicht besiegt ist, werden unsere Beziehungen auf der Stelle treten, sprich verfallen," meinte er zur zukünftigen Entwicklung. Der Mitte der 90er Jahre erarbeitete Partnerschafts- und Kooperationsvertrag zwischen Russland und der EU gelte noch, aber nur auf dem Papier. Tatsächlich seien die Beziehungen an einem Tiefpunkt.

"Von diesem Tiefpunkt aus können wir entweder zu Partnerschaft und Kooperation zurückkehren, oder unsere Beziehungen werden weiter bis zum absoluten Nullpunkt verfallen. Das wäre eine Niederlage für unser vereintes Europa und für das Konzept eines vereinten und unteilbaren Europas ohne Trennlinien."

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