Der in seiner Heimat aufgrund des Verstoßes gegen Bewährungsauflagen inhaftierte russische Politblogger und oppositionelle Aktivist Alexei Nawalny wird in Deutschland für seine vermeintlichen Verdienste ausgezeichnet. Ihm und seiner in Russland als extremistisch eingestuften Anti-Korruptions-Stiftung FBK soll am 6. Oktober der diesjährige M100 Media Award während der internationalen Konferenz M100 Sanssouci Colloquium zuteilwerden. Auf der entsprechenden Seite heißt es:
"Der symbolische Preis versteht sich als 'Preis der europäischen Presse'."
An Stelle Nawalnys soll dessen Vertrauter Leonid Wolkow die Ehrung entgegennehmen.
Nawalny und seiner Arbeit soll dabei noch eine weitere Ehre zuteilwerden, denn die Laudatio auf seine Errungenschaften soll der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner halten. Letzteren verbindet eine Art politische Freundschaft mit Nawalny. Und das, obwohl dieser in der Vergangenheit die Russen immer wieder mit ultra-nationalistischen, extremistischen und rassistischen Äußerungen irritierte.
So erklärte der FDP-Politiker etwa im Oktober 2020 auf dem Kurznachrichtendienst Twitter:
"Bei Axelspringer bin ich Alexei Nawalny begegnet. Ich war erleichtert, dass er wohlauf ist. Wir waren uns einig: Verantwortliche für Menschenrechtsverletzungen, Bruch des Völkerrechts und Korruption sollten mit personalisierten Sanktionen belegt werden."
Als Begründung für die Preisverleihung an den vermeintlichen "Führer der russischen Opposition" heißt es seitens des M100 Sanssouci Colloquium, dass man mit der Wahl Nawalnys "ein deutliches Zeichen für die Bedeutung der Verteidigung europäischer Werte durch eine unabhängige Opposition und Zivilgesellschaft" setzen wolle. Außerdem setzte man ein Statement, wenn es um "faire Justizverfahren und das Recht auf Ausübung grundlegender Menschenrechte" gehe.
Doch die Preisvergabe diene nach eigenem Bekunden auch "als Symbol für fast 400 politische Gefangene in Russland, für ermordete Politiker und Journalisten und für den Kampf gegen zunehmenden Autokratismus in Europa".
Zu den Partnern des M100 Sanssouci Colloquium zählen u. a. das Auswärtige Amt, die Friedrich-Naumann-Stiftung, Reporter ohne Grenzen und die US-Organisation National Endowment for Democracy (NED). Bei einem Prankster-Anruf aus Russland gewährte Präsident Carl Gershman interessante Einblicke in die Strukturen und Arbeitsweise der von ihm geleiteten "NGO". Und auch etwa in Kuba setzt man sich für Freiheit und Demokratie ein.
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