Kriminalität: Dreimal mehr Schweden mit Migrationshintergrund unter den Verdächtigen

Ein neuer Bericht zur Kriminalität heizt die Integrationsdebatte in Schweden an. Laut diesem werden dreimal mehr Staatsbürger mit Eltern, die im Ausland geboren wurden, einer kriminellen Handlung beschuldigt. Die meisten darunter stammen aus dem südlichen und westlichen Teil Afrikas.

Der letzte Bericht der schwedischen Behörde zur Kriminalitätsbekämpfung "Brå" (Brottsförebyggande Rådet), in dem der Zusammenhang zwischen Migration und Kriminalität untersucht worden ist, liegt 16 Jahre zurück. Angesichts der Bandenkriege im Land wurde lange eine neue Untersuchung gefordert.

Schließlich gab Brå nach und erstellte eine Fortsetzung der Studie mit dem Titel "Verdacht auf Kriminalität bei Menschen mit in- und ausländischem Hintergrund". Diese wurde mit einigen Monaten Verspätung am Mittwoch präsentiert und macht deutlich, dass nicht der Flüchtlingsstrom in das skandinavische Land schuld an der wachsenden Bandenkriminalität ist, sondern die verfehlte Integration. 

Im Ausland geborene Personen, die in Schweden ansässig sind, sind 2,5 Mal mehr unter den Verdächtigen zu finden, die einer kriminellen Handlung beschuldigt werden. Dreimal so häufig sind unter den Verdächtigen schwedische Staatsbürger, deren Eltern beide im Ausland geboren sind. David Shannon von Brå erklärt: 

"Auch wenn im Inland Geborene mit zwei im Ausland geborenen Eltern ein relativ hohes Risiko haben, sind sie eine kleine Gruppe in der Bevölkerung und machen einen relativ geringen Anteil aller registrierten Straftaten aus."

In den Jahren zwischen 2015 und 2018 hatte jeder Fünfte Eltern, die aus Ost- oder Westafrika stammten. Am wenigsten tauchen in der Statistik Herkunftsländer aus dem europäischen und ostasiatischen Kulturkreis auf. Nur 1,4 Prozent der Verdächtigen haben schwedische Eltern. 

Insgesamt aber sei der Anteil der kriminell verdächtigen Bevölkerung zwischen 2007 und 2018 zurückgegangen, erklärt Johanna Olseryd, stellvertretende Abteilungsleiterin bei Brå gegenüber der schwedischen Zeitung ExpressenIn der Statistik berücksichtigt wurden nur Verdächtige, nicht Verurteilte: 

"Je weiter man in das Justizverfahren vordringt, desto mehr Faktoren beeinflussen, ob sie letztlich strafrechtlich verfolgt werden oder nicht. Wenn Sie von Verdächtigen ausgehen, haben Sie eine größere Basis. Gleichzeitig wissen wir, dass sich die Ergebnisse nicht sehr unterscheiden. Je nachdem, ob man Verdächtige oder Angeklagte betrachtet."

In einem Meinungsartikel spricht der schwedische Journalist Fredrik Sjöshult von einer "politischen Bombe". Denn nun könne sich die politische und öffentliche Diskussion auf Fakten berufen. Während die Nachkommen von Einwanderern 3,2 Mal mehr kriminell zu werden scheinen, sind es bei denjenigen, die nach ihrer Geburt nach Schweden gezogen sind, achtmal mehr. Nachforschungen des auf Kriminalität spezialisierten Journalisten hätten ergeben, dass unter 32 Bandenführern in Stockholm 15 in Schweden geboren wurden und nur einer darunter einen schwedischen Elternteil besaß. In den sozialen Medien wird kritisiert, dass die Studie schon dadurch veraltet sei, dass sie nur diejenigen Personen berücksichtige, die im Jahr 2014 und davor strafmündig wurden. 

Im Herbst 2022 finden in Schweden die nächsten Parlamentswahlen statt. Der schwedische Premierminister Stefan Löfven hatte aus einer Regierungskrise Konsequenzen gezogen und will von seinen Ämtern zurücktreten. Ob ein neuer Parteiführer der Sozialdemokraten die strauchelnde Partei aus der Krise holen wird, bleibt fraglich. Die oppositionellen Schwedendemokraten haben mit ihrem strengen Migrationskurs an Zustimmung gewonnen. 

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