Bestnoten-Rekord britischer Abiturienten – dank Pandemie

Einzig online dem Unterricht zu folgen, bescherte britischen Abiturienten die bislang besten Noten beim Schulabschluss seit Beginn der Datenerfassung. Befürchtungen vor einer möglichen "Noteninflation" werden von den meisten offiziellen Stimmen aber nicht geteilt.

Eine Rekordzahl an Schülern hat in Großbritannien während der Corona-Pandemie das Abitur mit Top-Benotung bestanden, wie am Dienstag aus den offiziellen Zahlen hervorging. Knapp 45 Prozent der Abiturienten schloss die Schulbildung mit den Bestnoten A oder A* ab, sodass die Leistungen im Vergleich zum Vorjahr nochmals um sechs Prozentpunkte verbessert werden konnten und jetzt den höchsten Anteil derartig guter Benotungen aller Zeiten ausmachen.

Aufgrund der Einschränkungen während der Pandemie blieben die Schulen jedoch auch in England über Monate geschlossen, sodass nur online unterrichtet werden konnte und die Abschlussnoten in diesem Jahr weitestgehend von den Lehrkräften auf der Grundlage von Tests sowie der Mitarbeit im Unterricht vergeben wurden. Abschlussprüfungen waren zum zweiten Mal in Folge gänzlich ausgefallen, fanden also nicht statt. Bereits 2020 wurde Kritik an einem Modell laut, das Algorithmen zur Benotung von Schülern nutzte.

Seit den letzten regulären Prüfungen im Jahr 2019 hat sich der Wert der Top-Benotungen in Großbritannien nun auf anderem Wege um fast 75 Prozent erhöht, sodass den Warnungen, ausgesprochen von Experten bezüglich einer "Noteninflation" sowie eines sinkenden Bildungsstandards, die entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet werden dürfte.

Auch Universitäten müssen sich auf die veränderten Umstände einstellen, da nun wesentlich mehr junge Menschen diesen höheren Bildungsweg einschlagen werden und mit Top-Noten aufwarten können. Eine Steigerung um acht Prozent sei durch die Rekordzahl von 396.000 neuen Studenten zu verbuchen gewesen, die für ihren ersten Wunschstudiengang bestätigt wurden, meldete die Zulassungsstelle UCAS (Universities and Colleges Admissions Service) laut einem Artikel der BBC-News.

Damit die Zweifel an der Korrektheit der Beurteilungen nicht zu groß werden sollten, äußern sich vermutlich offizielle Stimmen, die die herausragenden Ergebnisse der Schüler gern akzeptieren wollen. "Wir haben immer gesagt, dass die Ergebnisse in diesem Jahr wahrscheinlich anders ausfallen würden", sagte Simon Lebus, der Interims-Vorsitzende der Prüfungsaufsichtsbehörde Ofqual (Office of Qualifications and Examinations Regulation). Er versicherte den Schülern jedoch, dass sie "fair behandelt" worden seien und dass man den Noten, die auf den Einschätzungen der Lehrer beruhen, vertrauen könne.

Beamte der Prüfungskommission sagten dem beipflichtend, die besseren Noten in diesem Jahr würden widerspiegeln, dass niemand einen "schlechten Tag" in einer Prüfung hatte und dass die Schüler "mehrere Chancen" besaßen, um zu zeigen, dass sie gut abschneiden können. Der Generalsekretär der Vereinigung der Schul- und Hochschullehrer Geoff Barton hingegen wurde etwas zweideutiger und meinte, es sei wie "Äpfel mit Birnen zu vergleichen", wolle man die diesjährigen Resultate den älteren Vorjahresergebnissen gegenüberstellen.

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