Waldbrände in Griechenland: Russland entsendet Spezialisten und weiteres Löschflugzeug

Nachlassender Wind sorgt in Griechenland für eine Atempause, auch in der Türkei sind die Brände an der Küste weitgehend unter Kontrolle. Doch die Gefahr ist nicht gebannt. Russland entsendet ein weiteres Löschflugzeug und ein Team aus Spezialisten nach Griechenland.

Der Wind ließ nach, und neue Brände konnten verhindert werden. Dennoch waren im Norden Athens rund 10.000 Haushalte weiterhin ohne Strom. Am Freitag waren es sogar mehr als die Hälfte der rund 60.000 Haushalte in der Region gewesen. Bis Ende der Woche hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt, 1.000 umgestürzte und verkohlte Strommasten und Kilometer von geschmolzenen Kabeln zu beseitigen. Auf der Insel Euböa (Evia) ist durch die Brände so viel Wald zerstört worden, dass die Feuer langsam nachlassen. 2.000 Menschen mussten evakuiert werden, einige Häuser und Geschäfte wurden zerstört. Touristen beschrieben den Anblick wie aus einem Katastrophenfilm.

In manchen hügeligen und bewaldeten Regionen brennt es jedoch immer noch stark, und Dörfer werden von den Flammen bedroht. Zudem sind Löschhubschrauber südlich des Ortes Limni an der Westküste der Insel gegen eine große Flammenfront im Einsatz. Auf der Halbinsel Peloponnes konnten die besonders großen Feuer am Montag ebenfalls in Schach gehalten werden. Entwarnung gibt es aber nicht; sobald Wind aufkommt, sind die umliegenden Regionen wieder extrem gefährdet. Das Wetter erschwert die Situation in den kommenden Tagen zusätzlich: Von Montag an beginnt in Südeuropa eine neue Hitzewelle, bei der die Temperaturen vielerorts auf über 40 Grad steigen.

Ein am Montag veröffentlichtes Drohnenvideo des griechischen Youtube-Kanals Up Stories in Zusammenarbeit mit der griechischen Wetterbehörde zeigt die Zerstörung auf Euböa von oben: verkohlte Wälder, zerstörte Häuser, meterhohe Flammen und Rauchwolken, die den Himmel verdunkeln. Aus der Vogelperspektive ist zu sehen, wie das Feuer zum Teil auch noch die letzten Bäume an der Küste vernichtet hatte, bevor ihm das Futter ausging.

Ausländische Helfer aus 20 Nationen unterstützten die griechischen Kräfte bei der Brandbekämpfung (Stand Montagmorgen). Auch aus Deutschland ist Hilfe unterwegs: Einsatzkräfte aus Hessen und Nordrhein-Westfalen sollen bei der Brandbekämpfung helfen.

Am Montag gab der Pressedienst des Kreml bekannt, man werde ein Team aus Spezialisten nach Griechenland entsenden, um bei der weiteren Bekämpfung der Brände zu helfen: 

"Angesichts eines dringenden Aufrufs der griechischen Regierung erteilte der russische Präsident Wladimir Putin die Anweisung, die russische Gruppe, die sich mit dem Löschen von Bränden in zentralen Gebieten der Griechischen Republik befasst, zu verstärken."

Der griechische Außenminister Nikos Dendias erklärte nach einem Gespräch mit seinem russischen Amtskollegen Sergei Lawrow, dass Griechenland ein zweites Berijew-Be-200-Altair-Flugzeug aus Russland für die Bekämpfung der Waldbrände angefordert hatte. Das Amphibienflugzeug wurde zur Bekämpfung von Waldbränden, maritime Patrouillen und Such- und Rettungsaktionen konstruiert. Es kann bis zu 72 Passagiere befördern.

In den von Waldbränden betroffenen Küstenregionen der Türkei entspannte sich lokalen Behörden zufolge die Lage. Der Sprecher der stark betroffenen Gemeinde Milas, Umut Öztürk, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag, in der Region seien die Brände weitestgehend unter Kontrolle. "Die Einsatzkräfte sind dabei, das Gelände abzukühlen."

Gebannt ist die Brandgefahr angesichts der anhaltenden Hitzewelle und Trockenheit aber noch nicht. "Bis zum Oktober besteht das Risiko weiterer Brände", warnte Doğanay Tolunay, Forstingenieur an der Universität Istanbul. Bei den aktuellen Bränden seien schätzungsweise 1.500 Quadratkilometer Land zerstört worden – eine Fläche fast dreimal so groß wie der Bodensee. Zur Brandursache wird weiter ermittelt.

In Teilen Italiens scheint sich derweil der Verdacht auf absichtliche Brandlegung erhärtet zu haben: Die Behörden ermitteln nach der Evakuierung Hunderter Menschen in Campomarino Lido an der Adriaküste wegen Brandstiftung. Es seien zu viele Brandausbrüche gewesen, sodass man an etwas Menschengemachtes denken könne, sagte der Präsident der kleinen Region Molise, Donato Toma, der Nachrichtenagentur ANSA. Auf Sizilien erwischte die Polizei der Nachrichtenagentur Adnkronos zufolge einen Brandstifter auf frischer Tat.

Die EU versprach, die Union werde die größten Anstrengungen unternehmen, um die Waldbrände zu bekämpfen. Mitgliedsländer haben 1.000 Feuerwehrleute und 200 Fahrzeuge nach Griechenland gebracht. Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis erklärte öffentlich seinen Dank für die Hilfe. 

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(rt/dpa)