Gastransit durch Ukraine: Gazprom dementiert angeblich überhöhtes Kaufangebot an Kiew

Nachdem Gazprom eine Erhöhung des Gastransits durch die Ukraine angekündigt hatte, sagte das ukrainische Unternehmen Naftohas, die russischen Kaufbedingungen des Gases seien für die Ukraine inakzeptabel. Der russische Konzern dementierte, es gebe bislang kein Kaufangebot an Kiew.

Am Samstag präzisierte der russische Energiekonzern Gazprom den Kommentar des Leiters vom Unternehmen Alexei Miller über mögliche Aufstockungen des Gastransits durch die Ukraine nach dem Jahr 2024. Die Erklärung Millers betreffe nur mögliche Lieferungen an EU-Unternehmen im Rahmen neuer Verträge. In der entsprechenden Erklärung des bedeutendsten russischen Gas-Produzenten und -Exporteurs heißt es:    

"Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass niemand der Ukraine angeboten hat, russisches Gas zu kaufen. Der Kommentar des Gazprom-Vorstandsvorsitzenden Alexei Miller richtet sich an unsere Partner aus den EU-Staaten, vor allem aus Deutschland."

Der russische Konzern teilte außerdem mit, dass er sich in diesem Zusammenhang unter anderem um die Dekarbonisierung der EU-Wirtschaft bemühe.

Am Donnerstag hatte Alexei Miller erklärt, er schließe eine Erhöhung des Gastransits durch die Ukraine nach dem Ablauf des geltenden Vertrags im Jahr 2024 nicht aus. Diese Möglichkeit sollte jedoch zu Marktkonditionen und zu Marktpreisen erörtert werden. Er stellte fest, dass Nord Stream 2 die europäischen Verbraucher aufgrund einer kürzeren Lieferroute mit billigerem Gas versorgen könne. Die neue Pipeline-Erweiterung garantiere außerdem die Einhaltung moderner Umweltanforderungen, denn die dort erzeugten CO₂-Emissionen seien aufgrund der geringeren Anzahl von Kompressor-Stationen fünfmal so gering wie auf der Transitroute durch die Ukraine.

Als Reaktion auf die Verlautbarung des Gazprom-Chefs erklärte der Naftohas-Vorstandsvorsitzende Juri Witrenko, das Angebot des russischen Energiekonzerns, den Gastransit durch die Ukraine aufrechtzuerhalten durch im Vergleich zum Transiterlös ungünstige Gasankäufe  der Ukraine aus Russland sei schlichtweg inakzeptabel. Darüber hinaus sagte Witrenko, Kiew könne ohnehin Garantien Moskaus nicht mehr vertrauen. Die beste Garantie für die Aufrechterhaltung des Gastransits sei die Auslastung des ukrainischen Gasnetzes durch Lieferungen an EU-Unternehmen.

Die Pipeline Nord Stream 2 verläuft von Wyborg in Russland durch die Ostsee bis nach Lubmin bei Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Sie soll künftig 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr von Russland nach Deutschland befördern und damit zur Sicherung der Energieversorgung einen wichtigen Beitrag leisten. Der erste Strang der Doppelrohr-Pipeline ist bereits verlegt, der zweite soll voraussichtlich bis Ende August fertiggebaut werden.

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