Noch am Wochenende glaubte der russische Politkarikaturist Sergei Jolkin, gegen eine Troll-Armee zu kämpfen, als eine Reihe anonymer Twitter-Nutzer ihn an seine Satire zum Verhalten der russischen Regionalpolitiker während des Hochwassers in Sibirien erinnerte: "Und was wäre mit den deutschen Politikern?" Um diese beiden Geschichten zu vergleichen, müsse man "Schlacke im Gehirn" haben, so Jolkin. Seine Kritiker stellte er als Bot-Armee dar.
Nun lässt sein Auftraggeber – der russische Ableger des Auslandssenders Deutsche Welle – ihn doch eine Karikatur zur Überflutung machen. "Deutschland erholt sich von den verheerenden Überschwemmungen im Westen. Wer nach dem grassierenden Desaster aufräumt, weiß @Sergey_Elkin", warb die Redaktion dazu auf Twitter. Auf dem Bild steht Angela Merkel in Rock und Gummistiefeln mitten im Wasser und sagt: "Und nun an die Arbeit!" In der Hand hält sie Schippe und Eimer.
Am Vortag hatte die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa den Zeichner in einem Facebook-Beitrag an seine Satire auf den russischen Gebietsgouverneur Alexander Uss vor zwei Jahren erinnert – RT DE hatte berichtet. Uss hatte damals auf die Frage einer Dorfbewohnerin recht unwirsch mit einer Gegenfrage reagiert. Er habe die Flutopfer beleidigt, hatte damals die DW-Redaktion geschrieben. Auf der Karikatur schrie der Gouverneur den vor Hochwasser fliehenden Menschen aus dem Hubschrauber zu: "Wollt ihr noch weiter diskutieren?!"
Ob der Polit-Zeichner in seiner jüngsten Karikatur die langsame Reaktion der Behörden bei den Aufräumarbeiten meinte oder Merkels Verbleib in den USA während der Überflutung, ist nicht ganz klar. Weitere Twitter-Nutzer im Thread glaubten jedenfalls eine bessere Idee für eine Satire zu haben. Auf einem der Motive wurde Uss durch Merkel ersetzt, die den Menschen ruft: "Laschet entschuldigt sich von Herzen! Er hat nicht über euch gelacht!"
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