Das Angebot reicht vom noblen Schlafabteil des Anbieters Midnight Trains aus Paris, der ab 2024 Luxus auf Rädern von Paris nach Berlin durch die Nacht schickt, bis hin zum schwedischen Bahnunternehmen Snälltåget. Dieser fährt die Strecke Stockholm-Malmö-Kopenhagen-Hamburg-Berlin ab 2022 schon für 69 Euro pro Person und bietet dabei ein einfaches Stockbett.
Die Abfahrt von Stockholm erfolgt ab Juni 2022 täglich ab 16.20 Uhr, die Ankunft in Berlin am nächsten Morgen um 8.25 Uhr. Die Züge rollen via Malmö-Kopenhagen-Hamburg nach Berlin. Umgekehrt geht es in Berlin um 21 Uhr los. Am nächsten Nachmittag um 14.25 Uhr ist man dann planmäßig ausgeruht in Stockholm. In Skandinavien sind zwischen Kopenhagen und Stockholm zehn Stopps vorgesehen, etwa in Lund, Linköping oder Södertälje.
Im Zentrum des Konzepts soll das Reisen als möglichst CO2-freies Erlebnis stehen – ohne Stau und ohne Wartezeiten an überfüllten Flughäfen. Der Hauptgegner, die innereuropäischen Städteflüge, sollen so vermieden werden. Doch es dauerte lange, bis die Deutsche Bahn ihre bereits 2016 aufgegebenen Nachtzüge wiederbelebte. Hilfe soll in diesem Fall aus anderen Ländern wie etwa Österreich und Frankreich kommen. Auch plant die Bahn die Wiedereinführung von Bordrestaurants und Umbaumaßnahmen hin zu alten Abteils wie in der Vergangenheit.
Der "Nightjet" der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zeigt schon jetzt, wie die Zukunft der Bahn in der Nacht aussehen könnte, etwa mit den ÖBB von Berlin über Breslau nach Wien. Auch eine Wiederbelebung der 2015 eingemotteten, sehr beliebten Autoreisezüge von Berlin-Wannsee in den Süden ist wieder im Gespräch. Früher konnten damit bei der Anreise nach Italien etwa Reisende Staus umgehen und kamen am Zielort sehr viel entspannter an als nach strapaziösen Warteschlangen im Inntal oder am Brenner.
Luxus wie in dem französischen Modellzug mit Nobelrestaurant, eigener Bar und Nachtconcierge hält Berthold Huber, Vorstand der Deutschen Bahn für den Personenverkehr, gegenüber dem Handelsblatt nicht für "seinen Markt." Er setzt beim Nachtzuggeschäft mehr auf die Kooperation mit der Schweiz, Österreich und der französischen Staatsbahn SNCF. Er sagt:
"Die Nachtzüge müssen so luxuriös wie nötig sein, nicht so, wie es möglich wäre. Denn wir wollen Bahnverkehr für jeden anbieten. Wir hatten 2016 in Summe 3,7 Millionen Fahrgäste in der Nacht, davon zwei Millionen sitzend und 1,7 Millionen liegend. 2019 hatten wir fünf Millionen Fahrgäste in den Nachtzügen insgesamt, das ist ein Plus von 35 Prozent."
Zuletzt hatte die Bahn mit einer ähnlichen Strategie 30 Millionen Minus im Jahr mit ihren einfachen Nachtzügen eingefahren, die sie dann noch schrittweise fast ganz aus dem Programm genommen hat. Doch der wesentliche Initialfunke für die Idee der beliebten Nachtzüge kommt trotz Beliebtheit und steuerlicher Hilfe von fast elf Milliarden Euro Subventionen zur Corona-Zeit für ein gelungenes Zukunftskonzept aus dem Ausland und von Privatanbietern.
Während die Schweizer SBB trotz vorübergehender Verluste an ihrem Konzept der Nachtzüge festhält, drängen weitere private Anbieter auf den Markt. Bei Flixtrain etwa kann man schon heute nachts von Berlin nach München fahren – oder in elf Stunden nach Wien, von dort weiter nach Venedig. Ab 185 Euro bietet er 40.000 Ziele in 35 Ländern als Interrail-Global-Pass an. Auch ein Markt, den die Deutsche Bahn trotz reichlicher Steuergeld-Unterstützung zur Corona-Zeit früher einmal dominierte. Heute kümmert sich ein Privatanbieter darum.
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