Die Ukraine hat angekündigt, dass sie ihre bereits umfangreiche Zusammenarbeit mit Großbritannien im Bereich der Seestreitkräfte erweitern wird. Die beiden Länder unterzeichneten am Montag ein gemeinsames Abkommen, dem zufolge das Vereinigte Königreich Schiffe sowie Stützpunkte für Kiew entwerfen und bauen wird.
Die Ankündigung erfolgt acht Monate nach der Unterzeichnung eines 1,25 Mrd. Pfund (1,4 Mrd. Euro) schweren Vertrags mit Großbritannien über acht Schnellangriffsraketenboote der Barzan-Klasse, der bei einem Besuch des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij in London vereinbart wurde.
Die Vereinbarung kommt auch eine Woche, bevor die ukrainische Marine Kriegsspiele mit NATO-Schiffen im Schwarzen Meer, als Teil der Übung Sea Breeze 2021, durchführen soll. Die US-Botschaft in Kiew teilte auf Twitter mit, das Manöver werde das nach der Truppenzahl größte in der Geschichte sein. Die Übung solle die Kompatibilität der Streitkräfte verbessern, die Sicherheit auf See erhöhen und für Frieden in der Region sorgen.
Als Teil des Abkommens ist Großbritannien verpflichtet, zwei Minenjäger der Sandown-Klasse an die ukrainische Kriegsmarine zu übergeben. Die Boote, die derzeit in der britischen, saudi-arabischen und estnischen Kriegsmarine im Einsatz sind, sind kleine, aber effektive Schiffe mit Sonar zur Minenjagd sowie Ausrüstung zur Minenbeseitigung. Im Jahr 2021 beschloss Großbritannien, alle Schiffe der Sandown-Klasse außer Dienst zu stellen und sie durch automatisierte Systeme zu ersetzen. Stattdessen werden zwei davon nach Kiew verlegt.
Die Vereinbarung wurde auf der HMS Defender, einem britischen Luftabwehr-Zerstörer, der letzte Woche in Odessa eintraf, abgeschlossen und vom stellvertretenden Verteidigungsminister der Ukraine Alexander Mironjuk und dem britischen Minister für Verteidigungsbeschaffung Jeremy Quin unterzeichnet.
Das neue Abkommen zwischen den beiden Ländern wird der ukrainischen Kriegsmarine, die nach der Entscheidung der Krim im Jahr 2014, sich wieder der Russischen Föderation anzuschließen, einen erheblichen Teil ihrer Fähigkeiten verloren hat, einen dringend benötigten Auftrieb geben. Mit dem Verlust des Krim-Hafens Sewastopol verlor Kiew den größten Teil seiner Marine-Infrastruktur sowie einen großen Teil seines Personals, das seine Loyalität änderte, als seine Heimathalbinsel unter die Kontrolle Moskaus geriet.
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