Ein Vorfall unter Beteiligung des US-Militärs ereignete sich im Zuge einer NATO-Übung in der Nähe der bulgarischen Stadt Plowdiw. 13 bewaffnete US-Fallschirmjäger umzingelten das Gelände um eine Produktionshalle. Sieben von ihnen kletterten über den Zaun und drangen in die Betriebsräume ein. Dabei bedrohten sie mehrere Arbeiter, die sich zu diesem Zeitpunkt dort aufhielten. Das Video des Vorfalls, der sich bereits am 11. Mai ereignet hatte und von CCTV-Kameras aufgezeichnet worden war, zeigte am Freitag der bulgarische Sender Nova Television.
"Sie kamen mit Maschinengewehren auf mich zu. Einer von ihnen hat auf Englisch geschrien: 'Setzt euch! Setzt euch!' Ich hob meine Hände. Zwei von ihnen kamen von hinten in den Umkleideraum. Sie kamen von dort zurück, und alle gingen in den Raum", erzählt ein Fabrikarbeiter. "Es war etwas sehr Beängstigendes! Ich hatte Angst und konnte nicht reagieren", erinnert sich sein Kollege.
Die Soldaten teilten sich in Gruppen auf und gingen auf dem gesamten Gelände der Fabrik umher. Nachdem sie die Durchsuchung des Bereichs durchgeführt hatten, verließen sie das Gebäude.
Aus Angst trauten sich die Arbeiter nicht, die Polizei zu rufen, sondern benachrichtigten den Eigentümer, der zu diesem Zeitpunkt nicht in der Firma war. Er ging seinerseits zum Militärflughafen, um eine Erklärung für das Vorgehen der NATO-Truppen zu erhalten. Die Werkstatt, die Ausrüstung für Ölraffinerien herstellt, befindet sich in der Nähe des Militärflugplatzes in Tscheschnegirowo bei Plowdiw, wo zu dieser Zeit groß angelegte Übungen stattfanden.
"Ich betrachte den Vorfall als unrechtmäßiges Eindringen in Privateigentum", sagte der Anwalt des Firmenchefs. Er hält es auch für unbestritten, dass Zivilisten in Gefahr waren, vom Militär getötet zu werden. Die Besitzer haben den Vorfall als Demütigung empfunden und wollen vor Gericht gehen. Sie erwarten zudem eine Entschuldigung des Verteidigungsministeriums.
"Das ist eine große Beleidigung für mich. Ich bin dann so etwas wie ein Terrorist", sagte einer der Eigentümer.
Die US-Botschaft in der bulgarischen Hauptstadt Sofia teilte mit, dass eine interne Untersuchung des Falles eingeleitet worden sei. Auch das bulgarische Verteidigungsministerium leitete eine Untersuchung ein.
Wie das US-Magazin Business Insider berichtete, hatten Anfang Mai die US Special Operations Europe (SOCEUR) die Übungen Trojan Footprint 21 und Black Swan 21 unter Teilnahme der Spezialeinheiten aus NATO-Mitgliedsstaaten und Partnerländern auf dem Territorium Mittel- und Südosteuropas sowie im baltischen Raum durchgeführt.
Neben der Erprobung der Interoperabilität verschiedener nationaler Spezialeinheiten in Bereichen wie Luftnahunterstützung, Nahkampf sowie dem Aufsuchen, Entern, Durchsuchen und Beschlagnahmen konzentrierten sich die beiden Übungen, insbesondere Trojan Footprint, darauf, wie konventionelle und Spezialeinheiten in einem größeren Konflikt mit Russland zusammenarbeiten würden.
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