Die belgische Regierung setzt die Verwendung des Corona-Impfstoffes von Johnson & Johnson für Personen unter 41 Jahren aus, bis die EU-Regulierungsbehörde das Nutzen-Risiko-Verhältnis untersucht hat. Dies wurde am Mittwoch entschieden. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) sei um eine Untersuchung gebeten worden.
In einer Erklärung des belgischen Gesundheitsministers Frank Vandenbroucke und seiner regionalen Amtskollegen hieß es am Mittwoch, die Regierung habe beschlossen, den Impfstoff vorübergehend auf Personen zu beschränken, die älter sind als 41 Jahre.
Die Entscheidung erfolgte nach dem Tod einer Frau, bei der schwere Nebenwirkungen nach der Verabreichung des Impfstoffes von Johnson & Johnson aufgetreten waren. Die Regierung bestätigte, dass die Patientin am vergangenen Freitag gestorben sei. Mit einer schweren Thrombose und einem Mangel an Blutplättchen sei sie ins Krankenhaus gebracht worden, hieß es demnach in einer Behördenmitteilung. Im Ausland soll sie über ihren Arbeitgeber geimpft worden sein.
Die US-Firma Johnson & Johnson hatte im vergangenen Monat die Auslieferung des Impfstoffes in die EU verschoben, nachdem in den USA mehrere Fälle von seltenen Blutgerinnseln bei Empfängern aufgetreten waren. Nachdem die EMA die verfügbaren Daten untersucht hatte, teilte sie mit, dass es einen möglichen Zusammenhang zwischen der Impfung und den Fällen von Blutgerinnung in den USA gebe, dass aber der Gesamtnutzen des Impfstoffes die Risiken überwiege.
Der Pharmariese nahm danach seine Lieferungen in die EU wieder auf, hatte aber seine Dosen mit einem Warnhinweis versehen. Zugleich wurde erklärt, dass es keinen eindeutigen kausalen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und den Blutgerinnseln gebe.
Die belgischen Gesundheitsbehörden wiesen in ihrer Erklärung darauf hin, dass bisher nur etwa 40.000 Dosen des Impfstoffes von Johnson & Johnson an den Staat geliefert wurden. Die überwiegende Mehrheit der Dosen – rund 80 Prozent – haben Menschen im Alter von 45 Jahren oder älter erhalten. Bislang wurden in Belgien im Rahmen der Impfkampagne mehr als 4,4 Millionen Menschen mit mindestens einer Dosis eines Corona-Impfstoffes geimpft. Das sind knapp 40 Prozent der erwachsenen Bürger. Gut 15 Prozent bekamen bereits die zweite Dosis verabreicht.
Die EMA gab am Mittwoch bekannt, dass sie den Tod der Frau in Belgien sowie Berichte über Blutgerinnsel in anderen Ländern untersucht. Die Europäische Arzneimittelbehörde forderte weitere Studien vom US-Pharmakonzern.
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