"Es fehlt das Vertrauen": EU hat Vertrag mit AstraZeneca nicht verlängert

Die EU hat nach den Worten von Industriekommissar Thierry Breton ihren Impfstoffvertrag mit dem Hersteller AstraZeneca nicht über Juni hinaus verlängert. Als Grund wird fehlendes Vertrauen angegeben. Das Unternehmen kommt den vereinbarten Lieferungen nicht nach.

Am Sonntag antwortete EU-Industriekommissar Thierry Breton auf die Frage zum weiteren Verfahren mit dem AstraZeneca-Impfstoff: "Wir haben die Bestellung nicht über den Monat Juni hinaus erneuert", sagte er in dem Radiointerview mit France Inter. "Wir werden sehen. Wir schauen, was passiert." 

EU-Justizkommissar Didier Reynders äußerte gegenüber dem belgischen Sender VRT:

"Wir haben ein echtes Problem mit AstraZeneca. Es fehlt das Vertrauen. Es ist folglich unmöglich, künftig diesen Impfstoff zu kaufen."

Das Unternehmen ist mit den vereinbarten Lieferungen in großem Rückstand. Statt 120 Millionen Impfdosen hatte die EU im ersten Quartal nur 30 Millionen erhalten und daraufhin vor einem belgischen Gericht geklagt.

Eine offizielle Entscheidung hat die Kommission aber noch nicht getroffen. Ein Sprecher betonte auf Anfrage, über Vertragsverlängerungen könne man sich jetzt nicht äußern. Bei AstraZeneca gehe es zunächst um die Erfüllung des geltenden Vertrags.

"Wir halten uns aber alle Optionen offen, um uns für die nächsten Phasen der Pandemie vorzubereiten, für die Jahre 2022 und darüber hinaus."

Der EU-Industriekommissar äußerte sich zugleich positiv über die Qualität des Impfstoffs des britisch-schwedischen Herstellers.

"Das ist ein guter Impfstoff", sagte Breton. In Frankreich gibt es in der Bevölkerung Vorbehalte gegen den Impfstoff. Die EU-Kommission hatte erst am Samstag mitgeteilt, dass bis 2023 bis zu 1,8 Milliarden weitere Impfdosen von Pfizer/BioNTech gekauft werden sollen.

Mehr zum Thema - Berliner stehen stundenlang Schlange für terminfreie AstraZeneca-Impfung