Schiedsrichter Jacek Pawlicki entfernte die Flagge am Dienstag, als bei der Frauen-Weltmeisterschaft in Warschau die Russin Tamara Tansykkuschina gegen die Polin Natalia Sadowska spielte. Die Organisatoren behaupten, sie seien von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) angewiesen worden, die Flagge sofort zu entfernen, da russische Sportler aufgrund von Doping-Sanktionen von der Teilnahme an internationalen Großveranstaltungen unter ihrer Nationalflagge ausgeschlossen sind.
Tansykkuschina, sechsfache Weltmeisterin, verlor die Runde am Dienstag. Die Russin sagte zur Nachrichtenagentur TASS, sie habe sich nach dem Vorfall nicht mehr konzentrieren können: "Ich habe nicht sofort verstanden, was passiert war. Als ich mich umdrehte, merkte ich, dass ich ohne Flagge spielte. Ab diesem Zeitpunkt dachte ich nur noch an das. Es kam so unerwartet."
Pawlicki sagte, er habe sich bei Tansykkuschina nach der Partie entschuldigt. Er habe aber keine andere Wahl gehabt, als die Flagge zu entfernen. "Es gibt eine Position im Schach namens Zugzwang. Dies bedeutet, dass es keinen guten Schritt gibt. Genau das hatten wir gestern, einen Zugzwang", sagte er zur Nachrichtenagentur Reuters. "Vielleicht hätten wir in diesem Moment die Kameras ausschalten sollen. Daran haben wir nicht gedacht. Wir standen wirklich unter Druck und hatten Angst."
In einer Erklärung an Reuters teilte die WADA mit, man habe am Dienstag um Maßnahmen während der Partie gebeten, nachdem eine Anfrage zu Beginn der Meisterschaft unbeachtet geblieben war. Ferner hieß es: "Die WADA hatte nicht die Absicht und forderte nicht, dass die Flaggen während des Spiels entfernt werden."
Mitten in der diplomatischen Krise sorgte der Vorfall in Russland für weitere Spannungen. Der Präsident des Russischen Olympischen Komitees nannte den Schritt einen "groben Fehler". Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte: "Ich weiß, dass unsere Athletin in dieser Runde verloren hat, und natürlich denke ich, dass ihre Niederlage größtenteils auf diesen Vorfall zurückzuführen ist."
Pawlicki erwiderte, er glaube nicht, dass seine Einmischung die Leistung der Russin beeinflusst habe. "Ich bin sicher, dass viele Russen verärgert sind und das tut mir wirklich leid", sagte er. "Wir hatten nie schlechte Absichten."
Ein weiteres Spiel am Mittwoch gewann die Russin. Das Spiel besteht aus neun Runden. Sadowska führt derzeit mit 32:28. Das Finale findet am 3. Mai statt.
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