Skandal der US Army in Polen: Stripteasebar, Alkohol, Drogen und ein verschwundener Offizier

Eigentlich sollten die GIs der US Army bei ihrem Einsatz in Polen historische Stätten des 2. Weltkrieges besichtigen. Sie landeten in einer Stripteasebar von Gdańsk. Nach einer Nacht mit Alkohol und Drogen fehlte ein Offizier. Nun laufen ein Verfahren zur unehrenhaften Entlassung sowie weitere Disziplinarverfahren.

Einem Bericht der US-Militärzeitung Stars & Stripes zufolge sollten im September 2020 US-Soldaten der hochdekorierten Luftlande-Kampfeinheit der 101. Luftlandedivision (Combat Aviation Brigade, 101st Airborne Division) während ihres Einsatzes in Polen eigentlich historische Stätten des Zweiten Weltkrieges besichtigen. Stattdessen landeten die US-Soldaten einer Untereinheit, zu der auch Piloten gehören, in einem verbotenen Striptease-Club in Gdańsk (ehemals Danzig). Dort wurde einer der ranghöchsten Offiziere des Bataillons, Major Matthew Conner, vermutlich absichtlich unter Drogen gesetzt und war fast 24 Stunden lang verschwunden.

Laut Stars & Stripes beschreibt ein Untersuchungsbericht des US-Militärkommandos detailliert, wie US-Steuergelder für eine Reise ausgegeben wurden, die den "Zusammenhalt und die Moral der Einheit" verbessern sollte. Aber der Ausflug endete in einem Skandal, nachdem sich Gerüchte über die Geschehnisse in den darauffolgenden Monaten ausbreiteten.

Stars & Stripes berichtet, dass etwa 40 Angehörige des 1. Bataillons unter der Führung von Oberstleutnant Matthew Fix an der zweitägigen Reise nach Gdańsk teilnahmen. Die Einheit war im vergangenen Jahr während ihres neunmonatigen Einsatzes in der EU für die Durchführung einer Vielzahl von Missionen verantwortlich.

Am ersten Tag traf sich das Team zum Abendessen im legendären White Rabbit Saloon und feierte den 40. Geburtstag eines Kollegen. Am Ende dieses Abends waren bereits viele "stark betrunken" und kehrten gegen Mitternacht in ihre Hotels zurück. Zu dieser Zeit begab sich dann eine nicht näher genannte Anzahl von Soldaten, darunter auch der Bataillonskommandeur Major Matthew Conner, in den "Club Obsession" im Stadtzentrum von Gdańsk.

Laut Stars & Stripes sagte Conner, ein Pilot, dass er mehrere Striptease-Tänze erhalten habe und dass die Stripperinnen ihm "in die Brustwarzen gebissen" hätten, um ihn wach zu halten, und dass seine "Kreditkarte wiederholt durchgezogen worden sei". Conner zeigte den Soldaten im Auto dann mehrere Quittungen, die sich auf 50.000 summierten – wobei nicht klar war, ob die Summen in Dollar oder in polnischen Złoty angegeben war – was also bestenfalls ungefähr 13.000 Dollar entsprechen würde. Conner brachte seine Überzeugung zum Ausdruck, der Champagner, den er im Club erhalten hatte, müsse "mit Drogen versetzt worden" sein.

Zwar ist unklar, wie genau die Nacht in dem Club endete, aber am Morgen wusste zumindest niemand im Bataillon, wo Conner abgeblieben war. Nach einer umfangreichen Suche wurde Conner in einem Hotel in Gdańsk gefunden.

Ein entsprechendes Verfahren des US-Militärs, intern bekannt als 15-6, hat empfohlen, sowohl Conner als auch seinen befehlshabenden Offizier, Oberstleutnant Matthew Fix, administrativen oder disziplinarischen Maßnahmen zu unterwerfen, ebenso auch mehrere andere untergeordnete Offiziere und einen Oberfeldwebel. Oberstleutnant Fix ist gerade damit befasst, aus eigenem Entschluss zurückzutreten, während Conner sich einem Entlassungsausschuss stellen muss.

Mehr zum ThemaRussland böse, NATO gut – Doppelstandards in den deutschen Medien