Professor Rudolf Valenta, Chef der Immunopathologie an der Medizinischen Universität Wien, hat im Interview mit RT erklärt, dass die Unterbrechung seitens der USA der Lieferung von Gütern, die notwendig für die Produktion von Impfstoffen sind, die Produktion in Europa stark betreffen könnte.
Man habe während der Corona-Krise gelernt, dass es notwendig sei, flexibler zu sein. Die Sicherung anderer Versorgungsquellen sei nötig. Das habe zum Beispiel die Maskenknappheit vor einem Jahr gezeigt. Damals hatte man Masken aus China importiert. Der Immunologe erklärte:
"Ich glaube, dass wir hier flexibler sein müssen."
Man müsse dann eben Güter, Chemikalien und Reagenzien, die Europa für die Vakzineherstellung braucht, auch aus anderen Staaten besorgen, etwa China und Russland.
Zum Impfstoff CureVac erklärte Professor Valenta, dass er eine neue Form der genetischen Impfung darstelle, wie etwa auch der Impfstoff von BioNTech/Pfizer. Die Registrierung seitens europäischer Behörden sei schwierig. Zwar sei aufgrund der großen Nachfrage nach Impfstoffen zur Kontrolle der Pandemie der Druck groß, andererseits sei die Sicherheit der Bürger Europas wichtig.
"Die Sicherheit ist hier ganz, ganz wichtig."
Er sprach sich dagegen aus, die Behörden unter Druck zu setzen.
"Sie sollen ihre Arbeit gut und richtig machen, insbesondere im Hinblick auf die jetzt immer wieder beobachteten Nebenwirkungen, die zum Teil sehr schwerer, lebensbedrohlicher Natur sind, die bei einigen Impfstoffen aufgefallen sind."
Zum russischen Corona-Impfstoff Sputnik V erklärte der österreichische Mediziner:
"Ich glaube, es ist gut, dass es Verhandlungen gibt, Sputnik auch für europäische Staaten zu bekommen. Ich weiß, dass wir, als wir von Sputnik vor einem Jahr gehört haben, viele skeptisch [waren]. In der Realität verwendet Sputnik aber dieselbe Technologie wie AstraZeneca."
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Die Wirkweise von Sputnik sei sogar "etwas klüger gemacht" als bei AstraZeneca. Er bezeichnete den russischen Impfstoff als "wirkliche Alternative". Man müsse sich Zugang zu Sputnik V verschaffen, erklärte der Wiener Immunologe, denn: "Wir brauchen Impfstoffe."
Der Mediziner befürwortete den Einsatz verschiedener, auch außereuropäischer Impfstoffe in Europa, wie es etwa in Ungarn und Serbien der Fall ist.
Valenta erklärte, dass ihm mehrere Fälle von schweren Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem umstrittenen Impfstoff AstraZeneca bekannt seien.
"Es ist klar, dass das natürlich das Vertrauen in die Impfstoffe belastet."
Neben den genetischen Impfstoffen müsse man weitere, neue Impfstoffe entwickeln, die sogenannten Subunit-Vakzine. Dieses Verfahren verspreche Verbesserungen gegenüber der bisherigen Wirkweise. Die Sicherheit der Impfstoffe sei besser. Zudem könnten diese Impfstoffe für wiederholte Injektionen verwendet werden.
Man müsse sich schon jetzt Gedanken über Impfstoffe zur Auffrischung der Immunität machen. Man wisse, dass der Antikörperschutz nach Impfungen und Erkrankungen relativ schnell wieder absinke. Es gebe Fälle von Corona-Infektionen trotz einer vorher vorgenommenen Impfung. Daher seien Impfstoffe, die auf das Antigen- oder Proteinverfahren basieren, "ganz dringend notwendig".
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