Nun doch: EMA bestätigt Verbindung zwischen AstraZeneca-Impfstoff und Thrombose-Fällen

Marco Cavaleri, Chef der Impfabteilung bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur, bestätigte einen Zusammenhang zwischen dem Coronavirus-Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens AstraZeneca und Blutgerinnseln. Noch vor drei Wochen konnte die EMA keinen eindeutigen Zusammenhang erkennen.

Immunisierungen mit dem Vakzin AstraZeneca wurden vielerorts ausgesetzt, da nach der Impfung in einigen Fällen Thrombosen aufgetreten sind. Nun bestätigte auch Marco Cavaleri, Chef der Impfabteilung bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Vakzin und der Bildung von Blutgerinnseln gibt. In einem Interview mit der italienischen Zeitung Il Messaggero sagte er am Dienstag:

"Wir können mittlerweile sagen, dass es klar ist, dass es einen Zusammenhang mit dem Impfstoff gibt. Wir wissen noch nicht, was genau diese Reaktion auslöst. Wir werden diesen Zusammenhang in den nächsten Stunden offiziell bekannt geben, aber wir müssen noch herausfinden, was ihn auslöst."

Künftig wolle die Agentur Gruppen von Corona-Patienten identifizieren, die sich möglicherweise nicht mit AstraZeneca impfen lassen sollten, so der Behördenvertreter. 

Zuvor hatte die EMA berichtet, dass der Impfstoff sicher und wirksam sei und der Nutzen mögliche Risiken überwiege. Das Unternehmen AstraZeneca hat die in der Gebrauchsanweisung aufgeführten Informationen aktualisiert und auf mögliche Komplikationen hingewiesen.

In Deutschland haben etwa drei Millionen Menschen das Mittel verabreicht bekommen. Bis Anfang vergangener Woche sind 31 Verdachtsfälle von Hirnvenenthrombosen gemeldet worden, berichtete kürzlich das Paul-Ehrlich-Institut. In neun Fällen war der Ausgang tödlich. Nach Angaben des Instituts wurde bei "sehr wenigen Geimpften" überwiegend im Alter unter 55 Jahren nach der Impfung mit AstraZeneca "eine sehr seltene Form" einer Thrombose beobachtet. Es geht vor allem um sogenannte Hirnvenenthrombosen auch in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie). Diese seien unter Geimpften häufiger aufgetreten, "als es zahlenmäßig aufgrund der Seltenheit dieser Gerinnungsstörung ohne Impfung zu erwarten wäre".

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben beschlossen, das Präparat in der Regel nur noch an Menschen ab 60 Jahre zu verabreichen. Für jüngere Menschen ist eine Impfung mit dem Vakzin von AstraZeneca nur nach Aufklärung über die Risiken auf eigene Gefahr möglich.

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