Schwedische Eltern wehren sich gegen angebliches "Integrationsexperiment" an ihren Kindern

Gegen die Segregation in einer schwedischen Stadt will die Kommune zwei Schulen zusammenlegen. Eltern von der mehrheitlich von Kindern ohne Migrationshintergrund besuchten Schule wehren sich dagegen und sprechen von einem "Integrationsexperiment".

Die schwedische Kleinstadt Filipstad liegt in der Region Värmland. In der Strandvägsschule der Stadt haben 70 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund, in der Åsenschule gibt es nahezu keine Neuzugezogenen. Die von den Sozialdemokraten regierte Stadt will eine weitere Trennung unterbinden und die Schulen ab der sechsten Jahrgangsstufe zusammenlegen. Im Zuge der Flüchtlingskrise 2015 nahm die Stadt mehr Menschen auf als andere Orte Schwedens und wurde als "Krisenkommune" bezeichnet. 

Eltern der Schulkinder von der Åsenschule sprechen von einem "Integrationsexperiment" und fordern eine Volksabstimmung gegen das Vorhaben. Hierzu haben sie bereits mehr als 1.000 Unterschriften in der Stadt gesammelt, die gerade einmal 6.000 Einwohner zählt. 

Åsa Hååkman Felth vom Kummunalrat zeigt sich empört darüber, dass von einem "Experiment" gesprochen wird. Man sei für alle Kinder verantwortlich, sagte sie gegenüber dem schwedischen Aftonbladet:

"Alle Kinder haben das Recht auf Schule und Ausbildung, und wir müssen sehen, dass wir die Situation, in der wir uns befinden, widerspiegeln."

Sie selbst sei von Eltern kontaktiert worden, die nicht wollen, dass ihre Kinder Klassenkameraden mit nicht-europäischem Hintergrund haben.  

Die Zusammenlegung der Schulen würde die Entstehung von Bandenkriminalität wie in Malmö, Stockholm oder Göteborg verhindern. Einer der Väter, der gegen die Idee der Stadt ist, argumentiert, dass schwedische Kinder damit begonnen hätten, "Rinkebysvenska" zu sprechen, nachdem sie Schulen mit hohem Migrationshintergrund besucht haben. Der Ort Rinkeby bei Stockholm ist in der internationalen Presse durch seine Fälle von Bandenkriminalität bekannt geworden. 

Auch in Deutschland ist dieses Phänomen bekannt, wie Norbert Dittmar, Professor für Linguistik an der Freien Universität Berlin bereits im Jahr 2015 erklärte. "Deutsche Jugendliche übernehmen vermehrt die Aussprache und Satzbildung ausländischer Jugendlicher und benutzen auch häufig Worte aus dem Türkischen oder Arabischen", erklärte Dittmar damals. Der Einfluss sei demnach vor allem in Städten mit großen Migrantengruppen spürbar und äußere sich in der Verkleinerung des Gesamtwortschatzes der Jugendlichen.

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