Erdoğan entlässt Zentralbankchef nach wenigen Monaten im Amt

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat Zentralbankchef Naci Ağbal nach wenigen Monaten im Amt entlassen. Obwohl der Präsident immer wieder auf niedrige Zinsen drängt, hat die türkische Notenbank den Leitzins unerwartet deutlich um zwei Punkte angehoben.

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan den Chef der Zentralbank des Amtes enthoben. Ein entsprechender Beschluss wurde überraschend in der Nacht zu Samstag im Amtsblatt T.C. Resmî Gazete veröffentlicht. Eine Begründung wurde nicht angegeben. Zum neuen Chef der Notenbankchef und Nachfolger von Naci Ağbal wurde Şahap Kavcıoğlu ernannt.

Erst vor wenigen Tagen hatte die türkische Notenbank den Leitzins – gegen den Willen des Präsidenten – unerwartet deutlich um zwei Punkte auf 19 Prozent angehoben. Ağbal versuchte, mit den Zinserhöhungen die hohe Inflation in den Griff zu bekommen und kündigte eine Fortsetzung der restriktiven Geldpolitik an.

Ağbals Vorgänger Murat Uysal hatte sich nur etwas mehr als ein Jahr im Amt gehalten und war Anfang November abgelöst worden. Kurz darauf war Erdoğans Schwiegersohn Berat Albayrak überraschend als Finanzminister zurückgetreten.

Der türkische Präsident kündigte in der vergangenen Woche Wirtschaftsreformen an. Er versprach unter anderem Steuerbefreiungen und billige Kredite für kleine, besonders stark von der COVID-19-Pandemie betroffene Unternehmen. Die jährliche Inflationsrate stieg im Februar in der Türkei auf über 15 Prozent. Vor allem Nahrungsmittel wurden teurer: Die Lebensmittelpreise wuchsen im Februar auf Jahresbasis um 18,4 Prozent. Drastische Preiserhöhungen gab es unter anderem bei Grundnahrungsmitteln wie Eiern, Brot, Sonnenblumenöl und Käse. (dpa)

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