Die spanische Regierung hat einem Pilotprojekt für Unternehmen zugestimmt, die an der Idee einer Vier-Tage-Arbeitswoche interessiert sind. Wie Guardian berichtet, gab die spanische Partei Más País ("Mehr Land") Anfang dieses Jahres bekannt, dass die Regierung ihren Vorschlag, die Idee zu testen, angenommen habe. Seitdem finden weiterführende Gespräche statt. "Mit der Vier-Tage-Arbeitswoche (32 Stunden) haben wir die eigentliche Debatte unserer Zeit eröffnet", twitterte Iñigo Errejón, Gründer der Partei Más País. "Es ist eine Idee, deren Zeit gekommen ist."
"Spanien ist eines der Länder, in denen Arbeitnehmer mehr Stunden als der europäische Durchschnitt arbeiten. Aber wir gehören nicht zu den produktivsten Ländern", sagte Errejón. Er fuhr fort:
Ich behaupte, mehr Stunden zu arbeiten bedeutet nicht, besser zu arbeiten.
Die genauen Details werden noch ausgehandelt. Die Kosten für das dreijährige Projekt, bei dem Unternehmen eine viertägige Arbeitswoche mit minimalem Risiko ausprobieren können, werden auf etwa 50 Millionen Euro geschätzt. Man rechne mit einer Beteiligung von rund 200 Unternehmen mit insgesamt 3.000 bis 6.000 Mitarbeitern, sagte der Politiker Héctor Tejero von Más País.
Ziel der Partei ist es, eine echte Verkürzung der Arbeitszeit zu erreichen, aber ohne Gehaltskürzungen oder Arbeitsplätzeverlust. Tejero schätzt, dass das Projekt bereits in diesem Herbst starten kann. "Spanien wird das erste Land sein, das einen Versuch dieser Größenordnung durchführt", sagte er. Die letzte Initiative zur Reduktion der Arbeitszeit gab es im Jahr 1998 in Frankreich, als die Arbeitszeit von 39 auf 35 Stunden reduziert wurde.
Más País hofft auf eine ähnliche Erfahrung wie die der südspanischen Firma Software Delsol, die im vergangenen Jahr als erste im Land eine viertägige Arbeitswoche einführte. "Sie hatten weniger Fehltage, die Produktivität stieg und die Arbeiter sagten, sie seien glücklicher", resümierte Tejero.
Laut einer Quelle im spanischen Industrieministerium sind die Gespräche über das Pilotprojekt noch in der Anfangsphase.
Die Idee stieß aber auch auf Unverständnis. Einer der führenden Vertreter der spanischen Wirtschaftsverbände bezeichnete das Vorhaben als Wahnsinn. "Um aus dieser Krise herauszukommen, ist mehr Arbeit erforderlich, nicht weniger", sagte Ricardo Mur, Präsident der Vereinigung von Unternehmen aus Aragonien.
Die Idee, eine Vier-Tage-Woche einzuführen, wird in vielen Ländern diskutiert. Der Vorschlag wird von seinen Befürwortern als Mittel zur Steigerung der Produktivität, zur Verbesserung der psychischen Gesundheit der Arbeitnehmer und zur Bekämpfung des Klimawandels betrachtet.
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