Wie Nicola Magrini, der Generaldirektor der italienischen Arzneimittelbehörde AIFA, berichtete, hat die Behörde am Donnerstag eine Charge des AstraZeneca-Impfstoffs gestoppt, nachdem in Sizilien zwei Militärangehörige und ein Polizist nach der Corona-Impfung verstorben waren. Die AIFA wurde von der Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Syrakus über die Todesfälle informiert. In mehreren italienischen Städten hat die Polizei mit der Konfiszierung der betroffenen Impfstoff-Charge ABV2856 begonnen, die von der AIFA verboten wurde. Impfstoff-Dosen aus dieser Charge mit etwa 250.000 Ampullen wurden in ganz Italien verteilt.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun, ob es einen Zusammenhang zwischen den Impfungen und den Todesfällen gibt. Es besteht der Verdacht der Fahrlässigkeit. Bei den Todesopfern soll es sich nach einem Bericht des Kurier um einen 43-jährigen Militäroffizier handeln, der wenige Stunden nach der Impfung an einem Herzstillstand verstarb. Wie die Angehörigen berichten, soll der Verstorbene vor der Impfung gesund gewesen sein. Ermittelt wird auch wegen eines sizilianischen Militärangehörigen, bei dem nach einer Impfung eine Thrombose aufgetreten sein soll. Ein weiterer Todesfall betrifft einen 50-jährigen Polizisten aus Catania, der zwölf Tage nach der Impfung verstorben sein soll. Am Mittwoch hatte die AIFA in einem Bericht von insgesamt 40 Todesfällen nach Impfungen berichtet, die derzeit italienweit überprüft werden.
Ermittelt wird auch aufgrund des Todes eines Mitarbeiters einer Schule in der Nähe Neapels, dem am Montag das Vakzin verabreicht wurde. In der vergangenen Woche war eine 62 Jahre alte Lehrerin nach der Impfung verstorben. Das Gesundheitsministerium entsandte Inspektoren nach Sizilien, die überprüfen sollen, ob die standardgemäßen Prozeduren bei den Impfungen eingehalten wurden. Der Inhalt der entsprechenden Impfstoff-Charge wird derzeit vom Obersten Gesundheitsinstitut überprüft.
Bei den Gesundheitsbehörden stehen unterdessen die Telefone nicht mehr still: Zahlreiche Militärangehörige und Lehrpersonal zeigten sich besorgt. Die Behörden befürchten, dass viele Impfungen nun abgesagt werden. In Italien haben sechs Millionen Menschen mindestens eine Impfdosis erhalten.
Den neuen Premierminister Mario Draghi, der erst vor wenigen Tagen eine Beschleunigung der Massenimpfungen angekündigt hatte, dürften die Todesfälle in Sizilien nun unter Druck setzen. Am Donnerstagnachmittag sprach er telefonisch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über die jüngsten Entwicklungen. Der italienische Gesundheitsminister Robert Speranza versuchte, Bedenken der Bevölkerung auszuräumen, und erklärte, dass die Regierung "sehr auf die Sicherheit der Impfstoffe achtet".
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