Anklage in Sizilien: 10 deutsche Seenotretter müssen vor Gericht – lange Haftstrafen drohen

Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Hafenstadt Trapani erhebt Anklage gegen insgesamt 21 Seenotretter. Darunter befinden sich auch zehn Deutsche. Es drohen bis zu zwanzig Jahre Gefängnis.

Die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Hafenstadt Trapani hat am Donnerstag Anklage gegen 21 private Seenotretter wegen des Verdachts der Schleuserei und der Beihilfe zu illegalen Einreise erhoben. Als Erstes berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) über die Anklageerhebung. Laut dem Bericht sollen die Angeklagten zu den Besatzungen des Rettungsschiffs "Iuventa" der Berliner Hilfsorganisation "Jugend Rettet" sowie zwei weiterer Schiffe von "Save the Children" und "Ärzte ohne Grenzen" gehören. Den Angeklagten drohen, sollten sie verurteilt werden, Höchststrafen von bis zu zwanzig Jahren Gefängnis.

Laut der FAZ beziehen sich die von der Staatsanwaltschaft untersuchten Vorfälle auf Einsätze der Seenotretter zwischen 2016 und 2017. Die Strafverfolger werfen dem Bericht zufolge den Helfern vor, sich mit Lichtzeichen mit Schleusern verständigt und von deren Booten die Migranten direkt übernommen zu haben. Zudem sollen die Seenotretter die Schleuser mit Rettungswesten versorgt haben, damit diese sicher zur libyschen Küste hätten zurückkehren können, wie die FAZ weiter schreibt. Bei zehn Crewmitgliedern des Rettungsschiffs "Iuventa", das von italienischen Behörden 2017 beschlagnahmt wurde, soll es sich um deutsche Staatsbürger handeln.

Der FAZ zufolge bezeichnete die Organisation "Jugend Rettet" die Anklageerhebung als "politische Kampfansage mit der Absicht, Solidarität zu kriminalisieren". Derartige Versuche, Seenotretter mit juristischen Mitteln zu blockieren, hätten tödliche Konsequenzen, weil dadurch mehr Bootsflüchtlinge im Mittelmeer ihr Leben verlören, so "Jugend Rettet".

Unterdessen wurde am Mittwoch bekannt, dass das private Hilfsschiff "Sea-Watch 3" 363 aus Seenot gerettete Bootsmigranten in Sizilien an Land bringen darf. Das hatte die Organisation Sea-Watch mit Sitz in Berlin am Mittwoch auf Twitter mitgeteilt. Italien habe dem Schiff den Hafen von Augusta in der Nähe von Syrakus auf der Mittelmeerinsel zugewiesen. Dort wurde das Schiff am Abend erwartet. Wie die Anlandung genau ablaufen sollte, wusste eine Sprecherin der Organisation zunächst nicht. Das Schiff hatte die Menschen bei mehreren Einsätzen aus kleinen Booten auf See aufgenommen. Diese starten in großer Zahl aus dem nordafrikanischen Bürgerkriegsland Libyen in Richtung Europa.

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