Der slowakische Ministerpräsident Igor Matovič sagte am Freitag, er habe mit Russland die etappenweise Lieferung von zwei Millionen Impfdosen für die Slowakei bis Juni vereinbaren können. Das sei angesichts der internationalen Impfstoffknappheit "ein kleines Wunder", erklärte der Politiker bei einer Pressekonferenz in Bratislava. Er fügte hinzu, dass mehr slowakische Bürger Impfbereitschaft zeigen werden, wenn Sputnik V geliefert wird:
Wenn wir es unseren Bürgern ermöglichen, sich mit Sputnik V impfen zu lassen, wird die Zahl jener, die impfbereit sind, um 300.000 Menschen steigen. 68,2 Prozent der Einwohner der Slowakei möchten mit Präparaten geimpft werden, die derzeit an die Republik geliefert werden. Wenn das Land Sputnik V erhält, wird diese Zahl auf 73,9 Prozent steigen.
Matovič betonte außerdem, dass geopolitische Kämpfe, aufgrund derer Russland als etwas Schlechtes dargestellt wird, nicht über den Schutz der Menschen gestellt werden sollten. "Den Menschen darf nicht das Recht verweigert werden, die Art des Impfstoffs zu wählen. Wir müssen geopolitische Spiele beiseitelegen und den Impfstoff nur als Arzneimittel behandeln", so Matovič.
Offiziell hatte sich die slowakische Regierung in einer Kabinettssitzung am Donnerstag gegen den noch nicht von der Europäischen Arzneimittel-Agentur zugelassenen russischen Impfstoff entschieden. Vize-Ministerpräsidentin Veronika Remišová hatte als Chefin der konservativen kleinsten Regierungspartei Für die Menschen ein Veto gegen die Bestellung eingelegt. Am Freitag erklärte Remišová jedoch, dass der Gesundheitsminister gar keine Zustimmung des Kabinetts benötige, sondern je nach aktueller Gesetzeslage selbstständig über den Einsatz des Impfstoffs entscheiden könne.
Gesundheitsminister Marek Krajčí hat nun faktisch freie Hand für den von ihm in Einklang mit dem Regierungschef gewünschten Einsatz von Sputnik V. Auf dem Papier gilt allerdings weiterhin das formelle Nein vom Donnerstag, auch wenn sich der Minister nicht daran halten muss.
Das Ziel der slowakischen Regierung ist es, 80 Prozent der Gesamtbevölkerung zu impfen. Im Land mangelt es derzeit aber an Impfstoffen. Laut Matovič sei die britische Variante des Coronavirus für mehr als 90 Prozent der Fälle verantwortlich, die derzeit registriert werden. Etwa seit Oktober steigen die Infektionszahlen ebenso wie die Zahl der coronabedingten Todesfälle dramatisch an.
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